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Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol 54

Neues aus der CD Welt

Gelsenkirchen, 22.05.2024
TEXT: Christoph Giese | 

OLGA REZNICHENKO TRIO: „Rhythm Dissection“ (Traumton)

Komplex ist ihre Musik, ungerade Metren liebt sie, auch den Wechsel von krummen Takten innerhalb eines Stückes. So ist der Albumtitel ihrer zweiten Platte mit ihrem Trio mit Bassist Lorenz Heigenhuber und Schlagzeuer Maximilan Stadtfeld entsprechend gewählt. Die gebürtige Russin, nun aber schon länger in Leipzig lebende Pianistin und Komponistin Olga Reznichenko schreibt und spielt eine intensive, soghafte Musik voller verschlungener Ideen und in die komponierten Strukturen eingeflochtenen Improvisationen. Höchst spannend!

GABRIELA MARTINA: „States“ (www.gabrielamartina.com)

Der Albumtitel und das Album markieren einen Wechsel für die Schweizer Sängerin und Komponistin Gabriela Martina. Über zehn Jahre hat sie in den USA gelebt, ist nun aber wieder in Europa. „States“ beleuchtet diese Periode, aber blickt auch allgemein auf die Gesellschaft und auf Emotionen beim Blick auf die Welt. Das alles verpackt die Schweizerin mit ihrer erstklassigen Band, zu der US-Akkordeonist Ben Rosenblum und der finnische Gitarrist Jussi Reijonen gehören, in packende Jazzsongs, teils mit Popfaktor, die zwischendurch auch wunderbar ihre alpinen Wurzeln durchschimmern lassen.

ADAM FORKELID: „Turning Point“ (Prophone)

Der in Stockholm lebende Pianist Adam Forkelid kann bereits auf zwei Jahrzehnte Karriere zurückblicken. Mit „Turning Point“ präsentiert der Schwede nun ein feines, im Quartett eingespieltes Album. Zusammen mit Gitarrist Carl Mörner Ringström, Bassist Niklas Fernqvist und Schlagzeuger Daniel Fredriksson zelebriert der hierzulande nicht so bekannte Pianist einen melodieverliebten, nuancenreichen, eleganten New Nordic Jazz, mit melancholischen, aber auch sanft schwingenden und zupackenden, rockigen Momenten.

FABIAN DUDEK: „Distant Skies, We Dream“ (Traumton)

Eigentlich sollte dieses Album eien Studioaufnahme werden. Alle Stücke waren eingespielt. Doch dann gab das Quartett des Saxofonisten Fabian Dudek ein Konzert in Köln, das solch eine Energie entwickelte, dass man beschloss diesen Gig anstelle der Studioaufnahmen als CD zu veröffentlichen. Was Dudek, Pianist Felix Hauptmann, Bassist David Helm und Schlagzeuger Fabian Arends hier gemeinsam hinlegen, ist atemberaubende Musik mit krummern Metren, gegen traditionelle Normen gespielt, zwar mit klaren harmonischen Strukturen ausgestattet, aber mit offenen Freiräumen versehen, die zu wilden Ausbrüchen und Improvisationen geradezu einladen. Das Ergebnis ist ein expressiver, dichter, beinahe unlimitierter, zeitgenössischer Jazz der Extraklasse.

FRANCESCO PONTICELLI: „Megapascal“ (Tŭk Music)

EVITA POLIDORO: „Nerovivo“ (Tŭk Music)

In Italien ist Francesco Ponticelli einer der angesehendsten Kontrabassisten. Mit einer Besetzung mit Gesang, Harpe, Gitarre, einem Streichquartett und Electronics und einem Mix aus notiertem und improvisiertem Material kreiert der Italiener auf „Megapascal“ eine eigenwillige, eiegnständige, melodisch schwebende, bildhafte Jazzmusik. Ebenfalls aus Italien stammt die Schlagzeugerin und Vokalistin Evita Polidoro, die schon bei Dee Dee Bridgewater oder Enrico Rava getrommelt hat. „Nerovivo“ ist ihr Debüt als Bandleaderin. Ein Debüt im Trio mit zwei Gitarristen, aber auch zwei weiteren Musikern, die mit Samplern und Synthesizern schillernde Klangfarben hinzufügen zu Polidoro´s gefühlvollem Post-Rock-Ambient-Jazz

BENJAMIN KOPPEL: „Story Of Mankind – A Requiem“ (Cowbell Music)

KOPPEL / BLADE / KOPPEL: „Time Again“ (Cowbell Music)

Mit gleich zwei neuen Alben ist der Altsaxofonist Benjamin Koppel am Start. Die absurde Realität von Krieg und Zerstörung im Zentrum des menschlichen Handelns hat der Däne anhand von Texten des französischen Dichters Apollinaire und zwei aktuellen dänischen Dichtern auf „Story Of Mankind – A Requiem“ in Töne gesetzt. In eindringliche Jazzmusik, die Koppel in Septettbesetzung mit dem US-Trompeter Randy Brecker oder der dänischen Sängerin Frederikke Vedel spielt. Eine gefühlvolle, emotionale musikalische Totenmesse, die unter die Haut geht. „Time Again“ hat der Däne zusammen mit seinem Vater Anders Koppel an der Hammond B3 und US-Schlagzeuger Brian Blade aufgenommen. Die Stücke stammen bis auf eine Ausnahme von Koppel senior und junior. Es geht groovig und mit viel Intensität zur Sache, aber auch mal hochemotional mit gedämpftem Schwung. Wer Orgeltrios mag, wird seine helle Freude an dieser großartigen, beseelten Einspielung haben.

JOE HAIDER TRIO & THE AMIGERN STRING QUARTET:

Rosalie´s Dream“ (Double Moon)

66 Jahre an vorderster Jazzfront, 88 Lebensjahre – Joe Haider kann bereits auf ein langes (Musiker-)Leben zurückblicken. Und präsentiert sich auf „Rosalie´s Dream“ dennoch taufrisch. Mit seinem Trio mit Bassist Lorenz Beyeler und Drummer Tobias Friedli sowie dem Amigern String Quartet hat der deutsche Pianist und Komponist aus der Schweiz ein feines Album eingespielt, mit eigenen Stücken und zwei Nummern von Duke Ellington, darunter der Opener „Caravan“, das in diesem Arrangement von Joe Haider wunderbar swingenden Jazz mit der Eleganz eines Streichquartett perfekt kombiniert. So elegant und swingy, und auch mal verträumt, geht die Einspielung auch weiter, mit sieben Musikern die nahtlos miteinander zu agieren verstehen.

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