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Carl Wittigs Aurora Oktett

Perspective Suite

Mülheim a.d.R., 16.01.2022

Nicht jeder geheimnisvoll formulierte Titel einer CD hält sein Versprechen. Carl Wittigs Aurora Oktett, 2016 gegründet, beeindruckt mit der CD Perspective Suite. Sie ist Poesie durch und durch. Eingangs die lichte Morgenröte, leuchtet sie bis in den Abend, respektive bis zum letzten Track Benevolent Beings. Das Album erscheint am 28. Januar auf Nils Wograms Label Nwog Records.

Perspective Suite folgt in Form einer Suite oder einer Partita in der vorgegebenen Abfolge ohne längere Pausen von Instrumentalmusik jener Klassikstruktur, wie sie seit dem 17. Jahrhundert etabliert ist. Zusammen mit Violine (Anna Prysiaznik), Viola (Marie Schutrak) und Cello (Franziska Ludwig), einer klassischen Instrumentengruppe, entwickelt das Oktett mit Double Bass und Drums sowie Bläsern (tp, flgh, sax) einen essentiellen Sound über Genregrenzen hinweg. Sie öffnen Hörperspektiven von Klangräumen, die man ohne weiteres als das bezeichnen sollte, was sie sind: Wunderbare Musik in einer kreativen Mischung aus Streichquartett und Jazzquartett. Ich will Musik machen, die viele unterschiedliche Klangfarben und Strukturen miteinander verbindet, beschreibt Carl Christian Wittig seine musikalische Idee.

Morgenröte Suite

Entsprechend klassisch eröffnet Overtüre mit einer von den Streichern verdichteten motivischen Bläser-Introduktion. Aufsteigend (Rising) im Modus accelerando, assoziiert Phlox à la Gershwins Rhapsodie in Blue atmosphärisch einen Großstadtspaziergang. Vom Bass ritenuto pathetisch phrasiert, akzentuiert die Trompete von Pascal Klewer, fordert Tom Friedrich zu einem voluminösen Drumming heraus, das in Free-Jazz-Improvisation wie eine Aufforderung klingt: Sprich mit mir! Carl Christian Wittig lässt sich weder vorwärts noch rückwärts nicht lange auf Bettelei ein (Begging Backwards). Sein Bass animiert vielmehr Matti Oehl (sax) zu einem narrativ traurigen Räsonieren. Leise verhaucht der Track, um sich zu vergewissern, dass sie musizierend sich alle noch am rechten Ort befinden (Placed Displaced). Im ausklingenden Largo wird Nachdenklichkeit hörbar.

Nachdem Carl Wittigs Aurora Oktett mit Perspective Suite eine entsprechende Klangraum-Struktur vorgestellt haben, deklinieren sie mit Cirles End und Benevolent Beings in kreisenden, endlos suggerierenden Strömen. Das Cello arrondiert, von Bass, Violine und Viola in Trio-Form getragen, schwebende Klangräume. Der Bass setzt meditierend einen markanten Punkt, einen vorläufigen Haltepunkt, den Carl Wittigs Aurora Oktett als ein Licht am Horizont zu verstehen scheinen. Hoffend auf eine Hörgemeinschaft, die ihrer musikalischen Oktett-Idee wohlmeinend zugeneigt ist.

Michael Wollnys Statement - Ein klug geschriebenes und detailreich konzipiertes Debüt, elegant und offen musiziert! – ist nichts hinzu zu fügen.

Karl Wittigs »Aurora Oktett«

Inspiriert durch die Faszination für den Jazz und die klassische Moderne - sowie der aktuellen Popmusik gründete Carl Wittig 2016 das Aurora Oktett, um eben diese beiden Musikrichtungen auf eine blühende Art und Weise zusammen zu bringen. Das 8-köpfige Ensemble verbindet die Emotion der klassischen Klänge und die schillernde Vielfalt der improvisierten Musik miteinander. Durch die Fusion eines Jazzquartetts mit einem klassischen Streichensemble wird eine spannungsreiche Besetzung gebildet.

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