Blatt 3000
Reflexionen über Kultur
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: blatt 3000
Die fünfte Ausgabe des „Blatt 3000“ ist im März erschienen. Eine kleine Berliner Zeitschrift in der junge Musiker und andere Kulturschaffende über, Musik, Kunst und Kultur reflektieren.
Es gibt also noch gedruckte do it yourself Medien, in denen vor allem jüngere Leute unvoreingenommen und Abseits des mainstreams ihre Meinungen und Gedanken kundtun.
Im digitalen Zeitalter werden solche Printmedien immer seltener.
Drei bis viermal im Jahr erscheint das kleine DIN A 5 Heft und die Nr. 5 hat 46 Seiten.
„Ein Artikel hat eine Einleitung, eine Durchführung, ein Fazit. Blatt 3000 will das nicht. Blatt 3000 will Impulse teilen und Gegenimpulse anregen.“ Soweit das Selbstverständnis des Heftes. In der aktuellen Ausgabe spiegelt sich dieses Selbstverständnis wieder. Die Kulturwissenschaftlerin Beate Absalom gibt in ihrem Artikel „27 Fragen über Kontingenz (und Musik)“ eine Antwort auf Jonas Reicherts „No Fear – Über Kontingenz und Musik.“
Beate Absalom stellt Fragen, auch die Frage, ob Unsicherheit nicht notwendiger Teil der ästhetischen Erfahrung und ob deshalb nicht das Fazit „Also bitte – Fear“ lauten müsse.
Maya Shenfeld, Gitarristin und Komponistin setzt sich in ihrem Artikel “Imperfect Dichotomy“ mit der Trennung von Komponist und Musiker unddem Geniekult der Klassik auseinander.
Sam Andreae, Saxophonist, Improvisationsmusiker, aus Nordengland beschreibt eine Kompositionsmethode für Triomusik.
Der Kölner Musiker und Komponist Nicola Hein , Mitglied des IMPAKT Kollektivs, hat einen längeren Beitrag veröffentlicht, in dem er nachweist, das für einen demokratischen Staat, der auf Diskursivität, Volkssouveränität und Egalität beruht, die Förderung der Kunst eine konstituierende Notwendigkeit ist. Hein kommt zu dem Fazit:
„Die Demokratie bedarf der Förderung der Künste, um sich im tatsächlichen Umgang der diskursiven Strukturen des öffentlichen Lebens als Ordnung der Gemeinschaft zu vollziehen.“
Sein Artikel hat übrigens Einleitung, Durchführung und Fazit.
Die Beispiele zeigen, es geht hier nicht darum Menschen Musik oder Kultur im Allgemeinen zu vermitteln, sondern hier geht es um die theoretische Reflektion von Kunst und Kultur.
Also ein Blatt für Kulturwissenschaftler, Musikwissenschaftler und Philosophen.
Entsprechend klein ist auch die Auflage des „Blatt 3000“.
Auch wenn es kein Heft ist für die interessierte Allgemeinheit ist, sondern für Kultur SpezialistInnen, so ist die einfache Tatsache, das solch ein Heft erscheint, das dort MusikerInnen und KulturwissschaftlerInnen miteinander diskutieren, ein nicht zu unterschätzender Beitrag zu einem lebendigen Kulturleben fern der üblichen gesellschaftlichen Verwertungsmechanismen.