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Beth Hart: Tribute to Led Zeppelin

Whole Lotta Love oder was bringen Tribute Alben?

Los Angeles, 30.03.2022
TEXT: Heinz Schlinkert | 

Die US-Bluessängerin Beth Hart hat im Februar das Album Tribute to Led Zeppelin veröffentlicht. Tribute Alben werden oft zu runden Geburts- oder Todestagen herausgebracht. Oder es werden ganze Konzerte neu aufgenommen, wie zuletzt von der Tedeschi Trucks Band mit Layla Revisited.
Doch wozu Tribute Alben? Eine Hommage an den Künstler? Eine Profilierung für den covernden Künstler? Ein Schwelgen in Erinnerungen und ein guter Anlass um sich die Originale mal wieder anzuhören? Doch was wird beabsichtigt? Will man möglichst genauso klingen wie die Originalversion, will man dem Stück ein eigenes Gepräge geben oder gar etwas ganz Neues daraus machen? Vergleiche von ‚Alt‘ und ‚Neu‘ sind da geradezu vorprogrammiert.

  • Whole Lotta Love 1969 und 2022

Zwei Akkorde reichten damals aus, um diesen Hit zu komponieren. Die Gitarre ist stark verzerrt, im damals ‚psychedelisch‘ klingenden Mittelteil hört man Stereo-Effekte und sirenenartige Klänge eines Theremins. Am Ende wird ein umgekehrter Nachhall-Effekt eingesetzt. Da das manchen Radiostationen zu exotisch klang, gab es auch eine Kurzversion ohne den Mittelteil.

Whole Lotta Love gehört schon seit Jahren zu Beth Hart’s Live-Programm, sie scheint eine recht innige Beziehung zu diesem Stück zu haben. Anders als z. B. Jorge García, der LEDs Black Dog als Gitarrenstück neu interpretierte, scheint Beth dem Original möglichst nahe kommen zu wollen. Das gilt auch für die Band (Tim Pierce (g) Chris Chaney (b) Jamie Muhoberac (kb) Dorian Crozier und Matt Laug (dr)). Beth singt ähnlich wie Robert Plant, der Sänger von Led Zeppelin. Das Remake des Mittelteils hätte sie gut weglassen können, da haben sich die Hörgewohnheiten doch zu sehr geändert, um das nochmal neu aufleben zu lassen.

  • LED ZEPPELIN – BETH HART - from London to LA

LED ZEPPELIN war eine britische Rockband und wurde 1968 ursprünglich als Bluesband gegründet. Bekannt waren vor allem der Sänger Robert Plant und der Gitarrist Jimmy Page. Die weitere Entwicklung machte die Band immer mehr zu Pionieren von Hard Rock und Heavy Metal. Mit Whole lotta love wurde sie besonders in Deutschland berühmt. Nach der Auflösung (1980) kamen die Band 2007 zu dem Ahmet Ertegun Tribute Concert in London zusammen, das später in einem Film und einen Album als Celebration Day veröffentlicht wurde.
(Eliza)BETH HART (
*1972) ist eine sehr erfolgreiche Bluessängerin aus Los Angeles. Sie wurde 1999 mit LA Song (Out of This Town) bekannt und ist oft zusammen mit dem Gitarristen Joe Bonamassa aufgetreten.
Ihre enge Beziehung zu LED ZEPPELIN ("Beethovens der Neuzeit") wird auch am Cover ihres neuen Albums deutlich (s. Abb. rechts), das viel Änlichkeit mit dem Cover von Celebration Day hat: ähnliche farbliche Gestaltung, die Perspektive auf Big Ben wurde durch die Skyline von LA ersetzt.

  • Stairway to Revival

Beth singt bekannte Hits von Led Zeppelin: The crunge, Black dog, Good times bad times, Stairway to heaven u.a.. In zwei Medleys sind jeweils zwei Stücke (Dancing days / When the levee breaks; No quarter / Babe I'm gonna leave you) gut integriert. Klar, die Aufnahmetechnik ist inzwischen viel besser geworden, die Stimme klingt akzentuierter, aber die Arrangements sind sehr ähnlich, ob es nun Gitarren-Soli sind oder die orchestralen Arrangements in Kashmir und The rain song. Der Sound ist nicht ganz der gleiche wie im Original, auch weil rhythmische Strukturen verstärkt werden, z. B. sehr funkig bei The Crunge. Und Beths Stimme bleibt natürlich eine Frauenstimme, auch wenn sie sich sehr bemüht wie Robert Plant zu klingen. Doch das sind im Grunde nur Nuancen, insgesamt firmiert dieses Album eher unter ‚Revival‘ als unter 'Cover'.

  • Was bringen Tribute Alben?

Tribute Alben können Musikgeschichte für Jüngere bekannt machen, sie können aber auch dazu beitragen Bekanntes neu wahrzunehmen. Die Rezeptionsästhetik hat gezeigt, dass die ‚Aufnahme‘ von Kunstwerken von vielen Faktoren abhängt, die außerhalb des Kunstwerks liegen. Das kann historisch bedingt sein. Bob Dylans ‚Masters of War‘ wird im Moment sicher ganz anders wahrgenommen als noch im Januar.
Ähnlich könnte Beth’s Interpretation des Bluesstandards When the levee breaks inzwischen wegen Hochwassern und Klimaveränderung eine neue, bzw. wieder die ursprüngliche Bedeutung haben. 1929 ging es dabei um Überschwemmungen des Mississippi, doch zu Zeiten von Led Zeppelin war dieses Thema nicht mehr so wichtig.
Aus Sicht der Kognitionspsychologie könnte man überlegen, was Tributes jeweils für den einzelnen Zuhörer bedeuten. Wie wirkt es, wenn Beth Hart in ihrer Rolle als Robert Plant "Woman, you need love ..." singt? Wenn Frau statt Mann singt, könnte das zu mehr Resonanz (oder Ablehnung?) bei Männern führen. Mich hat Beth hier an Maggie Bell erinnert. Aber da hat jeder seine eigene Sichtweise.
Nach wie vor gilt: Like it or leave it!

Wer Beth in NRW auf einem Konzert erleben will, muss noch etwas warten bis zum 8.11.22 (Düsseldorf)

Beth Hart, A Tribute To Led Zeppelin
Provogue /Mascot Label Group
Vö.: 25. Februar 2022

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