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Aventura Quartett

Soul & Mind

Aachen, 11.03.2022
TEXT: Heinz Schlinkert | 

Body&Soul war gestern, aktuell gehts um Soul&Mind. Der Aachener Saxofonist Werner Hüsgen und seine neue Band Aventura haben aus der Corona- Erfahrung heraus in einer Aufbruchstimmung das neue Album Soul&Mind produziert.

Ta Ta Ta Ta Ta …. Taaaa – mit dieser Synkope beginnt das Thema des titelgebenden Stücks Soul&Mind, aus dem sich ein fanfarenartiges Saxophon-Thema entwickelt, das dem Schwung von Doldingers Passport gleichkommt und Seele und Verstand beflügelt.

  • Aventura

Werner Hüsgen leitet die Band und spielt Saxofon. Er lebt in der Aachener Region, ganz nah am Dreiländer-Eck, und hat 1992 das Cologne Jazz Orchestra mitbegründet. 1996 rief er die multinationale HipHop-Jazzband P.U.L.S.E. ins Leben, die in BeNeLux und Deutschland tourte. Im letzten Jahr gründete er das Aventura Quartett. Er ist stark in der Aachner Musikszene verwurzelt und leitet auch die Big Bandits.
Sebastian Scobel studierte Jazzklavier an der Kölner Hochschule und wurde in das Bundesjazzorchester aufgenommen. 2017 erhielt er den Neuen Deutschen Jazzpreis mit dem Tamara Lukasheva Quartett, 2019 den Folkwang Jazzpreis im Duo mit Trompeterin Heidi Bayer .
Werner Lauscher hat anfangs in Aachen Konzertgitarre studiert, wechselte dann aber zu Kontrabass und E Bass und war an vielen CD-Produktionen mit berühmten Jazzern beteiligt.

Der Drummer Simon Busch studierte Jazzschlagzeug und Tontechnik. In der Kölner und Düsseldorfer Szene spielt er regelmäßig in unterschiedlichen Besetzungen von Trio bis Bigband.

Werner Hüsgen · Aventura Quartett Soul&Mind (excerpt)

  • 11/8 Metrik und Songo Groove

Bis auf eins hat Werner alle Stücke selbst komponiert. Nach dem oben beschriebenen Eingangsstück geht es weiter mit der Capetown Symphony. Schon beim Intro wurde ich stutzig, denn man hört eine Gitarre, aber im line up ist kein Gitarrist verzeichnet, ebenso beim Outro. Eine Nachfrage beim Komponisten ergab, dass Sebastian Scobel auf dem Flügel spielt und er dazu die Saiten abgedämpft hat. Dieser Sound wird auch oft in der afrikanischen Musik verwendet (s. Video unten). Das Stück wurde als letztes aufgenommen, weil der Flügel danach neu gestimmt werden musste.
Wunderbare Melodien, sehr harmonisch, einige Wiederholungen, das klingt gut, hat mich aber auch and den ‚Songjazz‘ von Triosence erinnert, deren neues Album ich erst vor kurzem kritisiert habe. Doch der weitere Verlauf der Capetown Symphony mit Soli von Bass und Piano führt darüber hinaus.

11 steps to Heaven basiert auf einer 11/8 Metrik, ist aber auch als Hommage an Miles DavisSeven Steps to Heaven zu verstehen. Im Intro intoniert das Sax eindringlich die langgezogenen Töne des Themas. Die fette bassline und die Drums tragen den komplizierten Rhythmus und bilden einen starken Puls. Das Sax ‚flaniert‘ eine Zeitlang darüber mit (zu)vielen Wiederholungen des kurzen Themas, doch dann kommt Sebastian Scobel mit einem hervorragenden Pianosolo, das mit kurzen Tönen und bluesigem Flair einen gelungenen Gegensatz bildet bis das Sax wieder das Thema aufnimmt und zu Ende führt.

Stille ist nun gar nicht still, aber sehr ruhig, es besteht zum größten Teil aus einem Solo auf dem Sopran Sax, recht langsam mit langen, z. T. fast lyrisch klingenden Tönen und dezenter Begleitung der anderen Musiker.

Larry hat Scobel selbst komponiert, das hört man. Man könnte sagen, er knüpft an sein Solo aus den 11 steps an, oder ist das seine bevorzugte Art zu spielen? Auch Werners Sax klingt hier viel lebendiger, erinnert an den Hard Bop. Dann ein Drum Solo von Simon Busch, man könnte meinen, er ‚klopft erst an‘ um dann, begleitet von Piano-Akzenten, loszulegen.

Wenn der Sommer wird zum Herbst heißt das sechste Stück, eine Art September-Song in melancholischer Stimmung. Zum Schluss dann Pasear en el malecón, das einen Spaziergang auf der Strandpromenade von Havanna thematisiert. In Cuba muss es wohl sehr schön gewesen sein, wie die lässig entspannte Stimmung zeigt, die uns Werner auf dem Sopran Sax vermittelt. Das Stück basiert auf einem cubanischen Songo Groove, der vom Drummer voll umgesetzt wird. Mit einem Bass-Drums-Solo und der Wiederaufnahme der Anfangsmelodie enden Stück und Album.

  • .. unterm Strich ..

Dieses Album klingt sehr optimistisich und passt gut in den Frühling und die gefühlte Nach-Corona-Zeit, auch wenn diese noch gar nicht vorbei ist und uns die russische Aggression vor neue Probleme stellt. Die Stücke sind gut arrangiert und anspruchsvoll, vor allem was die 11/8 Metrik und den Songo Groove angeht. Werners Sax hat einen weichen melodiösen Klang, fast lyrisch manchmal. Besonders fällt in der Band der Pianist Sebastian Scobel auf, der mit seinen lebendigen und variantenreichen Soli voll überzeugt. Wünschen würde ich mir, dass Werner Hüsgen den jungen Leuten mehr Raum gibt, er dominiert stark und ist nur in wenigen Passagen nicht zu hören. Es ist doch auch eine wichtige Aufgabe der Älteren - ich bin der gleiche Jahrgang - sich zurückzunehmen und die Jüngeren mehr nach vorne zu lassen, denn sie sind die Zukunft!

Live ist die Band in NRW zweimal zu erleben:
8.4.202220:30 Uhr Düsseldorf, Jazzschmiede
9.4.202220:00 Uhr Aachen, Klangbrücke

Aventura Quartett – "Soul & Mind"
unterstützt von Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW
Label: Luxaries Records
VÖ: 18.02.2022

7 min Making The Album in den Bonner Hansahaus Studios

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