Arve Henriksen, Harmen Franje

Touch of Time von Arve Henriksen (tp) und Harmen Fraanje (p), soeben bei ECM erschienen, verspricht nicht nur das Verspüren eines Hauchs der Zeit. Es sind viele Hauche aus melancholisch lyrischen Arabesken. Eine Poesie, die Timbre, Phrasierung und melodische Ideen aufspürt: The Beauty of Sundays.

Henriksen und Fraanje weben einen Klangkosmos, der sich auf dieser ersten gemeinsamen CD in lyrisch gestimmten Strömen des Bewusstseins ausbreitet. Gespiegelt (Mirrors Images) im winterlichen Dunst (Winter Haze), der in diesen Tagen in vielen Regionen Deutschlands, dunkelgrau verhangen (The Dark Light), eiskalt durch Tag und Nacht wabert. Fraanjes emphatisch lyrisches Piano umschmeichelt Henriksens somnambul entrückte, jubilierende Trompete im Wissen auch von den Schattenseiten des Seins. Dieses Schweben zwischen Schönheit und Vergänglichkeit extemporierte Henriksen bereits zusammen mit Jacob Bro (git) und Jorge Rossy (dr) auf Uma Elmo (ECM 2021). Im Duo mit Fraanje klingt alles noch wesentlich tiefenentspannter.

Die Touch-of-Times-Sets imaginieren, changierend zwischen minutenlanger und gefühlt sekundenkurzer Spielzeit, harmonisch wie improvisatorisch traumverloren. Immer tiefer beim Zuhören in den Sessel sinkend, lädt der Sound zu Entspannung pur ein. Sich dabei der Vergangenheit zu erinnern und sie in die unmittelbare Gegenwart Touch of Time zu holen, passiert dabei wie von selbst. Eine Transformation von Tönen und Empfindungen (Passing On The Past).

Der Opener Melancholia gibt von Anfang an die Richtung ihres kontemplativ klangmalenden Dialogs vor. Fraanjes Piano zeichnet mit temperiertem Pianissimo harmonische Linien, veredelt Henriksens auffällig eigenwilligen, autonom konturierten Trompetenklang aufgesogen und in improvisatorischer wie komponierter Freiheit. What All This Is signiert das Duo-Spiel mit allumfassender, eleganter Klanggeschmeidigkeit. Verbunden mit ingeniöser Klanggestik, treffen sich Piano und Trompete an Schnittpunkten ganzheitlicher Überzeugungen von Hören und Spüren.

Es ist Touch of Time, die CD dieses Winters, die jenseits von Kuschelkitsch die baumelnde Seele zufrieden wärmt.

CD

Touch of Time, Arve Henriksen, Harmen Fraanje © ECM 2024