Andreas Roemke
Andalucia
TEXT: Stefan Pieper |
Flamenco und Jazz gepaart mit den endlosen virtuosen Möglichkeiten auf der akustischen Gitarre hat schon unzählige Gitarristen herausgefordert - nicht nur im Gefolge solcher ikonischen Legenden wie Paco de Lucia - um hier nur mal die bekannteste Referenz zu nennen...
Der Gitarrist Andreas Roempke hat es hier gar nicht nötig, sich in irgendeinem Höher, Schneller, Weiter zu behaupten. Stattdessen geht es ihm in seinem jüngsten Werk "Andalucía" um Persönlichkeit und Kontemplation. Der 1967 in Regensburg geborene Musiker präsentiert eine Komposition, die weit über die bloße Adaption spanischer Klangidiome hinausgeht. Sein neuestes Werk, eingespielt für das ARS-Label, vereinigt ein reiches spielerisches und auch kompositorisches Spektrum auf einem einzigen, langen Stück – was eben beim Hören dazu animiert, in einen langen, assoziativen Fluss einzutauchen. Nach einer bedachtsamen rezitativen Introduktion entfaltet der folgende Danza-Abschnitt Roempkes Fähigkeit, pulsierende Rhythmik mit kompositorischer Tiefe zu verbinden. Seine technische Brillanz auf dem Instrument dient dabei stets der musikalischen Aussage.
Besonders in den meditativen Passagen offenbart sich die emotionale Dimension des Werks. Hier erwacht jene charakteristische melancholische Qualität, die in der andalusischen Tradition als "duende" bekannt ist – ein Zustand, in dem Schmerz und Schönheit verschmelzen. Roempkes transparente Klanggestaltung gibt der Imagination des Hörers bewusst Raum, während seine differenzierten Phrasierung selbst komplexe rhythmische Strukturen organisch erscheinen lässt. Die Entwicklung des Künstlers vom klassischen Gitarrenstudium über Blues und Rock bis zu seinen symphonischen Werken spiegelt sich in "Andalucía" wider. Was hier entsteht, ist eine eigenständige Klangsprache, die Tradition respektiert und gleichzeitig neue Wege beschreitet – eine Synthese, gute Chancen bietet, den Flamenco-Jazz-Kosmos in die Zukunft weiter zu denken.