Aki Takase

Tenorsax und Cello nehmen die kurz Phrase der Mezzosopran-Stimme auf, es folgt ein furioses Impro-Solo auf dem Cello, das überleitet zum gesungenen Ohrwurm-Klassiker Habanera der Bizet-Oper Carmen, „klassisch“ auf dem Klavier begleitet. So endet ein hochinteressantes Album der Grande Dame des Jazzpianos, Aki Takase.

Gemeinsam mit Daniel Erdmann (ts, ss) und dem Cellisten Vincent Courtois und der japanischen Sängerin Mayumi Nakamura widmet sie sich dem populären Opernwerk - wie nicht anders zu erwarten - auf eine ihr eigentümliche, ja sympathisch anarchische Weise. Betitelt ist die CD mit Carmen Rhapsody, und das ist in der Tat programmatisch gemeint. Spielerisch-tänzerisch geht das Quartett mit dem Carmen-Material um, mit großer Lust sprengt es die Konventionen einer Musikpraxis und -rezeption, die die Oper zum Klischee degenerieren lässt.

Improvisierte Musik pulverisiert Opernklassiker

Mit einem energisch-virtuosen Cello-Solo beginnt der Reigen, erst später setzen Piano und Stimme ein, um überzuleiten zu einem nervös-pulsierenden Trio-Spiel der Sonderklasse (Trio). Immer wieder werden in den 12 Stücken Carmen-Fragmente aufgegriffen und augenzwinkernd verfremdet – bis hin zur atonalen Auflösung. Der ironische Gestus zeigt sich im Pulverisieren des thematischen Materials in turbulente reine Spielfreude (Lalala, Carmen Chanson, Torrero) oder in der Instrumentierung, etwa wenn Aki Takase „romantisierende“ Cembalo-Einlagen spielt (Prelude, Puzzle). Immer wieder verblüffend wirkt, wie die Mezzosopran-Stimme changiert zwischen „getreuem“ Zitat und Demontage, geschmeidig ebenso begleitet von Sax und Cello. Die Carmen-Titel erfahren so eine ganz neue Dimension von Sinnlichkeit.

Das Album präsentiert einen ekstatischen Tanz, ein temporeiches und virtuoses Spiel von Ausnahmemusikern, voller Preziosen und raffinierter musikalischer Einfälle - Improvisationskunst vom Feinsten.

CD

Aki Takase Carmen Rhapsody

Mit Mayumi Nakamura, Vincent Courtois, Daniel Erdmann

Budapest Music Center Records 2023. BMC CD 318