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About Aphrodite

Future Memories

Dortmund, 11.11.2020
TEXT: Stefan Pieper | 

Erinnerungen an die Zukunft? Die Zeit ist ohnehin aus den Fugen. Künstliche Dummheit? Auch die gibt es überall. Es geht darum, mit den letzten Ressourcen achtsam umzugehen. Schon die Titel des neuen Albums von „About Aphrodite“ suggerieren, dass es hier um alles geht. Aber dafür braucht es Emotion und Empathie – und dafür steht die Musik bereit. Vor allem, wenn sie wie auf diesem Album auf hohem Reifeniveau zwischen Innen- und Außenwelt vermittelt.

„About Aphrodite“ als Duo...das war einmal. Aus den sieben Stücken des neuen Album spricht ein souveränes künstlerisches Gleichgewicht zwischen Gilda Razani , Hanns Wannink und dem Schlagzeuger Jaime Moraga Vasquez – vor allem letzterer gibt den aktuellen Stücken eine frische, von ambitionierten rhythmischen Ideen nur so strotzende Note. Selbstzweck ist so etwas nie – steht hier doch alles im Dienst der hypnotischen Dramaturgie und diesmal auch einer programmatischen Leitidee. Elektronische Tanzmusik, Ambient, Fusion und Jazz, aber auch die Errungenschaften von Samples und Field Recordings, alldas sind selbstverständliche Koordinaten, zwischen denen sich schillernde Klangozeane ausbreiten: Keyboardsound in allen Varianten, märchenhafte Vocal-Samples, die spährischen Intrumentalgesänge, welche Gilda Razani auf Saxofon, Theremin und der neuartigen Pipe erzeugt, einem futuristisch anmutenden elektronischen Blasinstrument, das schier unglauliches kann: Gesang simulieren, wie verzerrte E-Gitarren, nur viel psychedelischer klingen, etc.

Duftig schweben Klavierharmonien und ein verhalltes Saxofon übers Firmament und zaubern leuchtende Farben auf die Leinwand. Aber nach diesem imaginären Sonnenaufgang bringt ein fließender Groove den cineastischen Opener „Protection Zone“ in Fahrt.

Süßlich-melancholisch, aber in jedem Moment „aufrichtig“ ergreifend öffnet ein Oldschool-Synthi-Sound Tore zu fernen Erinnerungen – aber dann lässt im Stück „Seclusion“ eine lyrische Endlosschleife fast 10 Minuten lang Raum und Zeit vergessen. Mystisch wirkt die Klangwelt auch im Stück „Reflector“, das sich verheißungsvoll über einem Loop auftürmt, in den sich Improvisationen auf dem Fender Rhodes einklinken - ja, der Jazz ist auch immer wieder, meist in sehr unverhofften Momenten einfach „da“. Expressiver und lyrischer geht es in der Nummer „Last Resources“ weiter, bevor es sich dann bei „Artifical Stupidity“ spannungsreich und anschmiegsam zugleich in Zwischenwelten zwischen House und Trance hinein schraubt, was auf jeden Fall viel wärmende Emotion frei setzt. Im Titelstück „Future Memories“ bändigt das Trio sehr überlegen Ingredienzien, die an sich schon mächtig wirken können – hektische Synthesizer-Arpeggien am Anfang, eine schwerlastige Dubstep-Linie, die den Beat halbiert, bevor dann über einen extrem jazzigen Part als Zwischenspiel schließlich das große sinfonische Fass aufgemacht wird. Das Finalstück favorisiert eine entspanntere Gangart – und das ist auch kein Zufall: "Way Out" will für einen Ort des Optimismus und der Ruhe werben, nach dieser thematischen Reise, die den Zustand dieses Planeten, aber auch das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine musikalisch reflektiert. All liegt doch so eng beieinander, wenn es nur von kreativen Menschen genutzt wird, die eine Vision haben. Davon muss beim Eintauchen in dieses neue Album von Gilda Razani , Hanns Wanning und Jaime Moraga Vasques einmal mehr ausgegangen werden.

About Aphrodite: Future Memories

Floating World Records 2020

Composed and produced in 2019 by Razani and Wanning, the album was recorded and mastered at Hansahaus Studio Bonn by Klaus Genuit.

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