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​Frederik Köster

Die Verwandlung

Köln, 14.09.2015
TEXT: Stefan Pieper | 

„Spannung und Entspannung“ nennt Frederik Köster seine neue, am kommenden Freitag erscheinende CD - damit umreißt er schon das Programm für den jüngsten gelungenen Wurf seiner bestens aufeinander eingeschworenen Band „Die Verwandlung“.

Ein großes Werk wie dieses braucht eine Ouvertüre- Erst dann kommt aus dunkler Tiefe ein Fluss in Bewegung der über Umwege und Kurven verläuft, Fahrt aufnimmt und sich Ruhepole gönnt. Die  dramaturgische Entwicklung ist auf jedem der einzelnen zehn Tracks immens. Schon nach dem ausgiebigen zweiten Stück „Shiva“ ist man als Hörer auf einer Reise unterwegs. Der Moment der Aufbruchs liegt zu diesem Zeitpunkt gefühlt schon weit zurück. Die Quelle für Köster, Sternal, Burgwinkel und Joscha Oetz ist über weite Strecken der modale Jazz der 1960er Jahre. 

Und über all dem liegt der Trompetensound des Kölners. Charaktervoll und mit etwas dunklem Timbre breiten sich weite melodische Linien aus. Manchmal schraubt Köster sein Horn in höchste Register hoch, dann wieder blitzen Phrasen wie rasch geschnittene Filmsequenzen auf. Aber es gibt Ruhepole und  lyrische Momente der Entspannung. Maßgebliche Impulse für sein Spiel holte Frederik Köster sich bei Kenny Wheeler, den Köster noch kurz vor dessen Tod treffen konnte. Und immer wieder "übernimmt" auch der Pianist Sebastian Sternal mit seinen Harmonien, Interventionen und Exkursen die Führung, mit seiner typisch kristallinen Anschlagskultur, die wir im Spiel des Kölners kennen.Mal spielt Sternal auch das Fender Rhodes. War die Elektrifizierung des Jazz nicht einst ein Kokettieren mit Sakrilegen?

Frederik Kösters kompositorische Handschrift ist dazu angetan, die Konstellation dieser Spieler aus immer neuen Schattierungen heraus anzustrahlen. Das Vokabular ist komplex und wirkt dennoch vertraut und nah. Am Schuss nochmal eine rÜberraschung: Filigran und balladenhaft vertont der Sänger Tobias Christl schließlich einen Text von James Joyce.

Frederik, Sebastian, Jonas und Joscha holen vieles von dem, was Miles, Herbie, Tony, Ron etc. schufen in die Gegenwart. Sie denken es weiter, reiben und messen sich an „ewigen“ musikalischen Ideen ohne Verfallsdatum. So vieles ist im heutigen Plastikzeitalter viel zu schnell überholt und nicht mehr brauchbar. Die hier vorliegende Musik gehört auf jeden Fall zu einer anderen, nachhaltigeren Kategorie.

Frederik Köster / Die Verwandlung: Tension/Release

Veröffentlichung am 18.09.2015

Traumton Records 2015

Frederik Köster: trumpet, electronics

Sebastian Sternal : piano, fender rhodes

Joscha Oetz : double bass

Jonas Burgwinkel : drums

Tobias Christl: vocals

Produced by Frederik Köster. Recorded September 21-22, 2014 at Kammermusiksaal des Deutschlandfunks,

Zu beziehen über den Traumton-Recordstore unter http://www.traumton.de/label/releases/?id=292&lang=de#bestellen

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