Zwischen den Jahren und Kulturen
Céline Rudolph im Grillo-Theater Essen
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker
Die französisch-deutsche Stimmkünstlerin Céline Rudolph serviert zwischen den Jahren im ausverkauften Grillo-Theater ihre „Songs from in-between“– dem Publikum gefällt die relaxed präsentierte Melange von brasilianischen und afrikanischen Rhythmen mit Material vor allem aus ihren letzten beiden CDs ‚Metamorflores’ und ‚Salvador’. Letztere leitet den Titel von der Verbeugung vor der französischen Bossa Nova-Legende Henri Salvador ab, die die Sängerin in zwei Versionen neu interpretiert: in ihrer französischen Mutter- und ihrer deutschen Vatersprache. D.h. sie übersetzt im wörtlichen Sinne wie in ‚Wintergarten’ die französischen Originaltexte von Henri Salvador in einen eigenen Sprach- und Bildraum mit eigenwilliger und erfrischender Poetik.
Die Echo Jazz-Preisträgerin hat aber ebenso französische („J’ai tant rêvé“) wie brasilianische Songs im Programm. Musikalisch geht sie mit den Songs äußerst vielseitig und „kosmopolitisch“ um, sie versetzt Scat-Gesang mühelos in bravurös neue Kontexte, indem dieser mit afrikanischen und brasilianischen Rhythmen unterlegt wird. Die genannten französischen Songs werden zum Teil mit rhythmisch ansteckenden Vokalisen garniert.
Die Stimme von Céline Rudolph vermag Stimmungen zu generieren, frei von Kitsch oder Sentimentalität. ‚In-between’ gerät zu einem kosmopolitischen Musikcocktail, die vielfältigen internationalen Einflüsse und die stilistischen Register, über die die mehrsprachige Sängerin verfügt, geben dem Konzert einen leichten, geradezu verspielten Grundtenor. Für den Silvester-Vorabend lässt sich kaum ein passenderes Programm finden. Dass Céline Rudolph seit 2003 als Professorin an der Carl Maria von Weber-Hochschule für Musik in Dresden die Gesangsabteilung für Jazz, Rock und Pop leitet, vermag man der fernab von jeglichem professoralen Habitus leichtfüßig tänzelnden Performerin nicht anzumerken. Es ist eine Freude, wie sie zwischen den Stilen und Sprachen manövriert und improvisiert und gleichzeitig ihren Mitspielern Raum für Improvisationen lässt. Diese tragen übrigens bei allem Fokus auf die Sängerin nicht unerheblich zum Gesamtgelingen des Abends bei: Tino Derado am Flügel und Akkordeon hört man seine umfangreichen Erfahrungen in der Jazz- und Latin-Szene genauso an wie dem ebenfalls äußerst versierten Drummer Eric Schaefer mit seinem unaufdringlichen, nichtsdestotrotz variantenreichen und rhythmisch anregenden Spiel. Marc Muelbauer – dem Essener Publikum von dem Julia Hülsmann-Trio bekannt - zählt unüberhörbar zum festen Stamm von Céline Rudolphs Bandmitgliedern.
Ein durchweg gelungenes Konzert zwischen den Jahren zwischen den Musikkulturen.