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Zurück zur Basis

punkt festival 2013 Kristiansand

Kristiansand, 12.09.2013
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese (Archiv) & Peter Sandell

Zurück zur Basis – so ließe sich das diesjährige „Punkt“ Festival durchaus überschreiben. Denn zum einen zeichneten nach Kurator Brian Eno im letzten Jahr wieder die beiden „Punkt“-Erfinder Jan Bang und Erik Honoré für das Programm verantwortlich, was einmal mehr die komplette „Punkt“-Familie nach Kristiansand brachte. Und zum anderen fand dieses besondere Live Remix-Event an Norwegens Südküste nicht wie erstmals 2012 erneut im neuen, modernen Kilden Performing Arts Centre statt, Kilden wollte zuviel Geld, sondern in einem Club mit Bar namens Kick. Intimer war es dort, aber leider auch zwischendurch ein wenig laut, denn der Barbetrieb lief während der Konzerte und Remixe leider weiter. Der Vorteil dieser Spielstätte mit nur einer Bühne: die Live-Remixe schlossen sich direkt im Anschluss an die jeweiligen Konzerte an, da man die Venue ja nicht wie früher immer wechseln musste zwischen Konzertsaal und Remix-Raum. Das verdichtete das musikalische Erlebnis, ist aufgrund der kürzeren Vorbereitungszeit aber sicher auch eine Herausforderung für die Remixer.

Aufregend zu sehen war, wie Jan Bang zusammen mit Tigran Hamasyan funktionieren würde. Der Pianist aus Armenien ließ sich sehr gut auf die ruhige Grundstimmung dieses Duo-Auftrittes ein. Immer sind Tigrans folkloristischen Wurzeln zu spüren in seinem sehr offen gehaltenen Spiel mit sensibel getupften Tönen, die Sample- und Klangmagier Jan Bang kongenial kommentierte und anreicherte zu einer herrlich sensiblen, schwebenden Musik, die wiederum Gitarrist Ivar Grydeland und Soundarchitekt Erik Honoré im anschließenden Remix zu einem geräuschvollen Erlebnis machten.

Mit Jan Bang und Trompeter Arve Henriksen veröffentlichen zwei der Fixpunkte der norwegischen Jazzszene und auch des „Punkt“-Festivals zeitgleich am selben Tag neue Platten. Zwei bis drei Jahre habe man an beiden Werken gearbeitet, sich immer wieder Files hin und her geschickt, erzählen die Protagonisten bei einem Pressegespräch. Beide spielen auch auf der Produktion des jeweils anderen mit. Und sowohl Jan Bangs „Narrative from the Subtropics“(Jazzland) als auch Arve Henriksens „Places of Worship“ (rune grammofon/Cargo) sind ruhige, wundervolle Musikwerke geworden. Beide Musiker stellten am ersten Festivalabend die beiden Alben in einem Double Release-Konzert zusammen mit Erik Honoré, Gitarrist Eivind Aarset und Perkussionist Ingar Zach vor – in einem atmosphärischen, seelenvollen Musiktrip mit kleinen, feinen Brüchen, den der Finne Vladislav Delay clubbig remixte.

Bei den Remixen setzte man in diesem Jahr noch mehr auf die visuelle Komponente als sonst. Manches Mal waren die Remixer im Bühnenhintergrund platziert und nur schemenhaft hinter halbdurchsichtigen Vorhängen zu erkennen, während auf den Vorhängen Bilder komponiert wurden. Ein Remixer verblüffte jedoch ganz vorne auf der Bühne. Rolf Wallin fuchtelte nur auf einem mit einem Laptop gekoppelten Smartphone herum und experimentierte mit brachialen Elektrosounds und Tonhöhen. Das war nach einiger Zeit aber ebenso nervig wie die direkt zuvor gehörte Ausgangs-Quelle von Bugge Wesseltoft, der sich zusehends in leider noch nicht ganz ausgeklügelte elektronische Klangspielereien erging. Aber das kann ja noch werden, bezeichnet Bugge sein aktuelles Soloprojekt ja selbst als „work in progress“.

Mit Spannung erwartet war die Weltpremiere eines neuen Trios – „The Kilowatt Hour“. David Sylvian, Stephan Mathieu und Christian Fennesz luden ein in den größten Kinosaal Kristiansands, um gut eine Stunde lang abzutauchen in Ambient, Drone und Samples. Eine Musik, die zum Träumen verführte, auch dank oftmals beruhigender, großartiger Visuals auf der großen Kinoleinwand. Wären da nicht immer wieder die düsteren, unheiteren Textrezitationen des amerikanischen Dichters Franz Wright gewesen, die aus dieser Stimmung rissen. Auch Norwegens Trompetenstar Nils Petter Molvær und der deutsche Elektroniker Moritz von Oswald spielten in Kristiansand das erste Mal live als Duo zusammen. „1/1“(Emarcy/Universal) heißt ihr gerade erschienenes Debütalbum, das wie diese Kollaboration eine Idee des Labels war. Die Premiere in Norwegen gelang durchaus, der Mix aus Molværs lyrischer Trompete und den dunklen Beats und Sounds des Deutschen funktionieren schon ganz gut, auch wenn der Norweger noch nicht ganz so zufrieden war. Zumindest, was Remixer Vladislav Delay aus dem Konzert machte, mit einer fantasie- und kraftvollen Einleitung mit einem Soundgerüst, in das sich allmählich und beinahe magisch Extrakte aus dem Konzert einfügten, das passte von Anfang bis Ende.

Im nächsten Jahr feiert „Punkt“ seinen zehnten Geburtstag. Man darf sich durchaus schon jetzt auf ie Jubiläumsausgabe dieses einzigartigen und noch immer frischen Festivals freuen.

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