Zupackend, komplex, lyrisch, unvorhersehbar
Lukas Keller, Theresia Philipp, Thomas Sauerborn, Jonathan Hofmeister
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Im LOFT spielt Bört, eine Band aus jungen aufstrebenden Musikern der Kölner Szene, die in dieser Besetzung nicht so häufig zu hören sind. Gegründet wurde die Band von dem Bassisten Lukas Keller zusammen mit Jonathan Hofmeister am Piano und Thomas Sauerborn am Schlagzeug.
Vor zwei Jahren wurde die Band vom Trio zum Quartett erweitert. Anlässlich des Bachelor Konzerts von Lukas Keller spielte Bört +1 mit der Saxophonistin Theresia Philipp zum ersten Mal. Jonathan Hofmeister und Theresia Philipp s kommen aus der Initiative Junges LOFT.
Das Konzert im LOFT spricht eine klare Sprache, Bört mit Theresia Philipp am Saxophon ist eine Formation, die in dieser Besetzung ausgezeichnet funktioniert. In der Band sind vier Musiker*innen mit eigenständigen Stimmen, die sich aus verschiedenen Projekten kennen und den gemeinsamen Gruppensound nicht aus dem Auge verlieren.
Im LOFT stehen die Kompositionen des Bandleaders Lukas Keller im Mittelpunkt. Eröffnet wird das Konzert allerdings mit einem Stück des Schlagzeugers Thomas Sauerborn . Ein Stück mit boppig rhythmischem Flair, aber auch mit sperrigen Anteilen. Das zweite Stück Ich bin nicht ganz mein Typ ist dann von Lukas Keller. Es ist typisch für den jungen Bassisten. Das Stück kommt eingängig daher und man meint einige Phrasen wiederzuerkennen, aber es nimmt immer mehr Fahrt auf, erweist sich mehr und mehr als komplex und durchaus erfrischend schräg um dann wieder zur Eingängigkeit zurückzufinden. Auch in anderen Stücken von Keller wie Nach Norden, das keineswegs ähnlich klingt, finden sich diese Momente von hohem Wiedererkennungswert und gleichzeitig komplexe Strukturen, die aber nie völlig abstrakt werden. Mit West Highland Line setzt er einer schottischen Hochland Strecke ein kleines Denkmal. Die Strecke ist im Gegensatz zur Komposition von Lukas Keller eingleisig. Aber Keller kann auch up tempo, das zeigt er mit dem Stück Kalamata, das einer griechischen Olivensorte gewidmet ist.
Besonders interessant ergänzt wird der Sound der Band durch den Pianisten Jonathan Hofmeister, dessen Stücke Flying oder Coen Brothers eine ganz andere Handschrift tragen wie die von Keller. Hofmeister bringt ein lyrisches impressionistisches Pianospiel in die Band ein.
Obwohl auch Lukas Keller als letztes Stück auch eine Ballade beisteuert: Sweet Sewing Machine. Was auch immer süß an einer Nähmaschine ist, das Stück ist ein schöner Abschluss, der das Konzert abrundet.
Von Theresia Philipp sind auf diesem Konzert keine eigenen Stücke zu hören, sie besticht durch ihr Sopran- und Altsaxophonspiel und ist ein ganz wichtiger Teil der Band.
Neben den Kompositionen der Bandmitglieder, spielt Bört auch eine Filmmusik des französischen Komponisten Michel Legrand und zwei Cover von frühen Keith Jarrett Stücken. Besonders das zweite Stück Le Mistral aus dem Album Treasure Island (1974) ist definitiv ein Highlight des Konzerts, hervorragend von der Band gespielt.
Le Mistral ist ein wunderbares Stück von Keith Jarrett, aus seiner Zeit mit Dewey Redman, Charlie Haden, Paul Motian und Danny Johnson. Der amerikanische Musikkritiker Thom Jurek dachte bei diesem Album, dass er sehr schätzte, darüber nach, wie sich die Musik dieser Band wohl weiterentwickelt haben könnten, wenn sie länger zusammengearbeitet hätten.
Es bleibt zu hoffen, dass Bört in dieser Besetzung noch länger zusammenarbeitet und vor allem öfter zusammen spielt. Es bleibt zu hoffen, dass Lukas Keller und die Musiker*innen von Bört auch zukünftig gemeinsam kreativ an ihrem Sound arbeiten und ihn weiter entwickeln. Sicher ein lohnenswertes Projekt.