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Zum 90. Geburtstag von Antonio Jobim

Carminho Canta Tom Jobim

Köln, 10.11.2017
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Agenturfotos Prime Tours

Antonio Carlos (Tom) Jobim, der Vater des brasilianischen Bossa Nova, wäre dieses Jahr 90 Jahre alt geworden, er starb 1994, mit 67 Jahren. Seinen ersten Erfolg hatte er 1954 in Brasilien mit dem Lied Teresa da Praia, wenig später schrieb er die Musik zu Orfeu Negro.

1959 arbeitete er mit dem jungen Sänger Joao Gilberto zusammen und schrieb u.a. Desafinado. Von dieser Zeit an gilt er als einer der Begründer des Bossa Nova. Durch seine Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Stan Getz in den frühen 60er Jahren erlebte Jobim seinen internationalen Durchbruch. Sein bekanntestes Werk ist The Girl from Ipamena (1962), eines der meist gespielten Lieder der Welt. Selbst Jazz Freigeister wie Archie Shepp hatten den Song in ihrem Programm. Jobim gehört zu den wichtigsten Songschreibern der Gegenwart, in einer Reihe mit Gershwin, Cole Porter, Burt Bacherach oder Lennon/McCartney. Es war es, der die brasilianische Musik und den Jazz zusammenbrachte.

Zu seinem 90. Geburtstag hat die portugiesische Fadosängerin Carminho ein Album zu seinen Ehren aufgenommen:Carminho Canta Tom Jobim.

Carminho, mit ihren 33 Jahren in Portugal bereits ein Superstar, wurde von Jobims Familie persönlich gebeten die Lieder des großen Brasilianers zu singen. Carminho wählte aus den weit über 200 Liedern einige bekannte und unbekannte Songs aus und vermied tot gespielte Klassiker wie Desafinado und Girl from Ipamena.

Diese Lieder stellt sie in der Philharmonie Köln vor, begleitet wird sie dabei von Banda Nova.

In dieser Weltklasse Band spielen drei Musiker, die zehn Jahre in Tom Jobims Band waren.

Jobims Sohn Paulo ist an der Gitarre, Jaques Morenlenbaum am Cello und Paulinho Braga am Schlagzeug. Am Klavier ist Jobims Enkel Daniel.

Die Bühne in der Philharmonie ist mit Samtvorhängen umgeben, die die Atmosphäre einer Nachtbar entstehen lassen. Carminho, in schwarzem Abendkleid, sitzt in Mitten der Band und eröffnet mit dem Lied Sabià. Vom ersten Lied an wird für alle Zuhörer klar, hier singt keine sanft flüsternde Astrud Gilberto, die viele von Jobims Liedern gesungen hat.

Bei Carminho trifft Fado auf Bossa Nova. Mit ihrer Stimmgewalt, ihrem inbrünstigem Gesang und ihren feinen Tonumspielungen bringt sie den melancholischen Fado in die brasilianische Musik ein. „Tom Jobin steht nicht nur für Jazz oder brasilianische Samba. Er ist der Erfinder einer einzigartigen Musikästhetik, mit bestimmten Akkorden und Akkordsequenzen. Ich …bin in Brasilien auf eine andere Mentalität gestoßen, eine andere Art zu singen. Die Brasilianer singen ihre Traurigkeit in 'Dur' - wir Portugiesen eher in 'Moll'. Selbst fröhliche Musikstücke werden bei uns mit etwas gedehnterem Klang gesungen,“ sagt Carminho.

Nein, sie singt keine Fados, sie singt brasilianische Lieder von Jobim, ausschließlich (nur bei der Zugabe gibt es einen Fado), aber sie trägt den Geist des Fado in diese Musik. Fado, so sagt sie bei den Ansagen, komme vom Herzen und die Musik, die sie heute singe, komme ebenfalls vom Herzen. Von den Cooljazz Klängen der 60er ist sie weit entfernt.

Neben einigen typischen Samba/Bossa Nova Stücken, in denen die ganze Band sie begleitet, sucht sie immer wieder die intime Zwiesprache mit einzelnen Instrumenten. Sei es im Duett mit dem Cello von Morelenbaum oder sie singt nur mit Pianobegleitung. Bei Falanda De Amor singt sie im Duett mit dem Pianisten Daniel Jobim. Aber mit der großen Klangfülle ihrer Stimme kann sie auch A-capella den Raum der Philharmonie füllen. Zum Ende singt sie auch ohne Mikrophon. Welch eine Stimme!

Das Publikum, darunter auch eine Reihe Brasilianer und Portugiesen, ist begeistert. Zurufe und Beifallsstürme, besonders natürlich bei bekannten Stücken wie Wave, das sie in Englisch singt, und Triste oder Felicidade, mit denen sie ihr Konzert beschließt. Auch der Klassiker Felicidade (Glück) wird in Moll gespielt. „Wir können traurig sein und dabei gleichzeitig glücklich,“ sagt Carminho und lässt das Publikum dies in ihren Liedern nachempfinden. Ein Abend voller Saudade: Sehnsucht, Melancholie, Weltschmerz, Verlust von etwas Geliebtem und Wehmut. Fernando Pessoa schreibt dazu:

„Saudades – nur Portugiesen
können dieses Gefühl kennen.
Weil nur sie dieses Wort besitzen,
um es wirklich beim Namen zu nennen.“

Auch wenn dieses Gefühl nur Portugiesen (und vielleicht Brasilianer) haben können, Carminho hat es uns Nicht-Portugiesen jedenfalls nahe gebracht.

Infos zur weiteren Tour von Carminho:

http://www.prime-tours.com/de/artists/carminho/

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