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Zuhören und eintauchen

Jazz an einem Sommerabend 2015

Krefeld, 28.08.2015
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Das Krefelder Publikum ist dank des unermüdlichen Engagements des Krefelder Jazzclubs in bestem Sinne hör-erfahren für jedes musikalische Abenteuer. Das ergaben viele nette Gespräche, die wir im Burghof der Burg-Linn beim alljährlichen Jazz-Sommerabend führen konnten. Vielen Dank auf jeden Fall schon mal an alle, die bei der Fragebogen-Aktion im Rahmen der Projektstudie „Jazz in NRW“ mitmachen! Und wir wissen, dass das Publikum hier (nicht nur hier) ausgesprochen hör-erfahren ist. Daran nicht unschuldig ist die jahrelange unermüdliche Arbeit des Krefelder Jazzclubs – und viele Festival-Besucher sind auch eifrige Jazzclub-Gänger in Krefeld

Lohn dafür ist alljährlich das herrliche Ambiente in der Burg Linn – und der Wettergott zeigte sich auch nicht kleinlich, das kulturelle Engagement von Veranstaltern und aufgeweckten Jazz-Enthusiasten zu belohnen.

Solche guten Rahmenbedingungen nutzte dann auch die Opener-Band bei der diesjährigen Festival-Ausgabe: Christian Lillinger, Wanja Slavin, Peter Eldh hatten auf der Burg Linn als „special guest“ den US-Trompeter Ralph Alessi dabei. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Das Quartett wurde auf Anhieb zum Höhepunkt dieses Jazz-Sommerabends. Schlagzeuger Christian Lillinger macht seinem Ruf als unangepasster Forschergeist bestens Ehre. Auf die Folter spannte er sein Publikum zu Beginn mit einem verqueren, unablässig getrommelten Triolenmotiv – als dann sich seine Mitstreiter einklinkten. Die rhythmischen Strukturen wurden noch viel komplexer, polymetrischer, asymmetrischer. Aber Trompeter Ralph Alessi und Wanja Slawin auf dem Altsax blieben in jedem Sekundenbruchteil dem Trommler ganz dicht auf den Fersen, legen aberwitzige Spielfiguren über die rhythmischen Muster, nutzten spielfreudig jede Chance des Moments. Das ist Jazz, der aus dem Heute kommt. Obwohl: Bestimmt hätten hier auch Ornette Coleman und co. bestens Anschluss gefunden.

Später wurde die Burganlage angestrahlt und ein stimmungsvoller Mond erhob sich über den Turmzinnen. So viel Romantik passte zum Trio des norwegischen Violinisten Ola Kvernberg. Dessen Spiel wob Klangteppiche und zeichnete mit kalligraphischer Finesse melodische Linien. Vertraut und kühn zugleich wirkten diese - und der elektrifizierte, oft mit Melismen und Mikrointervallen auch etwas südasiatisch wirkende Streichersound gemahnt ans Mahavishnu-Orchestra.

Steve Lehmann ist Altsaxofonist – und Musikdenker, Theoretiker, Forscher, Konstrukteur. Ein wahnwitzig schneller, ideenreicher Spieler mit ganz viel analytischer Präzision obendrein. Auf der Burg Linn zelebrierte er im Trio die reine Lehre und dies in schwindelig machender Virtuosität. Die Läufe, Skalen und Intervallstrukturen aus Lehmans Horn sind ein nie enden wollender Reflexionsprozess. Diesem zu folgen fordert Konzentration. Wer hier aufmerksam mitging, wurde beglückt. Aber der ganze temporeiche Spielfluss wirkte etwas introvertiert auf die Dauer. Noch beglückter wäre man mit noch lebendigerer Live-Dramaturgie gewesen. Genug Material gibt Lehmann innovatives Spektrum dafür allemal her. Weltklasse, und dies gilt nicht minder für die unfassbar agile Rhythmusgruppe auf der Krefelder Bühne, war hier dennoch hier erfahrbar.

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