Zeitlos schön
Gjertrud Lunde's Hjemklang in Dortmund
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Warum es bloß so lange dauerte, bis sich Gjertrud Lunde daran machte, ihr Debütalbum aufzunehmen? Jetzt ist es jedenfalls da und die Norwegerin mit Wohnsitz in Köln stellte es in der Pauluskirche im Dortmunder Norden live vor. Soviel vorweg: Das Warten hat sich gelohnt.
Denn die Musik der Sängerin, die schon während ihres Studiums im norwegischen Stavanger mehrere Wettbewerbe und Preise gewann, ist zeitlos schön, von großer Tiefe und doch immer auch von Leichtigkeit durchzogen. Norwegische Traditionals, eine Melodie des böhmischen Komponisten Antonin Dvorak oder selbst verfasste Notenfolgen sind die Basis für zeitlose Stücke Musik, die sich ganz langsam entwickeln dürfen. Die sensibel und zart sind, zwischendurch aber auch mal ein wenig forscher und rockig losgrooven. Mit dem holländischen Pianisten Wolfert Brederode, dem aus Polen stammenden Schlagwerker Bodek Janke und Gitarrist und Ehemann Florian Zenker hat Gjertrud Lunde drei wahre Klangmagier um sich geschart. Zenker erweitert sein Gitarrenspiel stimmungsvoll mit elektronischen Sounds und gesampelten Klängen. Und Bodek Janke spielt nicht nur Tablas neben seinem herkömmlichen Drumset, sondern kreiert mit allerlei kleinen Schellen und anderen Geräuscherzeugern vielfältige Klangbilder. So fließen die auf Norwegisch, Englisch, Französisch und sogar Portugiesisch gesungenen Lieder an Jazz, Pop, Klassik und Weltmusik vorbei und laden dabei immer wieder zum Träumen ein. Denn hier darf noch jede Note nachklingen, sich mit anderen Noten verdichten zu einem durchweg berührenden Ohrenkino. Das fesselte die Zuhörer in der Dortmunder Pauluskirche auch ohne die so einzigartigen Trompetentöne von Arve Henriksen, der als Gastmusiker den Anfang Juni erscheinenden Tonträger „Hjemklang“ noch zusätzlich veredelt.
Weiterer Termin: 11.05.: Düsseldorf, Jazz-Schmiede
CD-Tipp: Gjertrud Lunde „Hjemklang“ (Ozella/Galileo MC)