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Young Lions spielten Swing

Tijn Trommelen und Thimo Niesterok

Bochum, 17.02.2023
TEXT: Heinz Schlinkert | 

Chris Hopkins war im Januar mit seinen Young Lions sehr erfolgreich unterwegs (s. Foto oben). Die ‚jungen Löwen‘ sind Nachwuchsmusiker, zu denen auch Tijn Trommelen und Thimo Niesterok gehören. Erstaunlich, doch auch erfreulich, dass sich so junge Leute für so ‚alte‘ Musik begeistern.

The Young Lions’ hieß auch 1960 ein Album von Wayne Shorter, Lee Morgan, Bobby Timmons und anderen, mit dem diese damals noch sehr jungen Musiker gegen den Avantgarde-Jazz von Coleman, Taylor u. a. und für die Bebop-Tradition von Parker, Gillespie und Monk rebellierten. Die Idee der 'jungen Löwen' wurde in den 1980ern von Wynton Marsalis wieder aufgegriffen, der sich mit seinem Neo-Bop-Jazz aktuellen Strömungen entgegenstellte.

Die Young Lions von Chris Hopkins gehen noch weiter in die Jazzgeschichte zurück und spielen New Orleans und Swing, doch sie rebellieren nicht, die Zeit der musikalischen Glaubenskriege ist längst vorbei. Tijn Trommelen und Thimo Niesterok wirken noch sehr jugendlich, beide sind 1996 geboren, doch sie verfügen schon über allerhand musikalische Erfahrung, wie das folgende Video zeigt:

Die beiden spielen allerdings nicht immer zusammen, sondern sind auch in anderen Projekten unterwegs. Die holländische Stadt Breda war wohl für beide wichtig, denn auf dem dortigen Jazz Festival haben sie wichtige Erfahrungen gemacht. Breda heißt da nicht zufällig auch ein Stück, das Thimo komponiert hat.

  • Tijn Trommelen

... ist Gitarrist und Sänger und kommt aus Breda. 2019 hat er die EP Take it Easy mit einem Quintett mit Thimo Niesterok (tp), Jetse de Jong (p), Richard Frijters (db) und Dirk de Nijs (drums) herausgebracht mit sechs Stücken unterschiedlicher Couleur. Darüber hinaus hat er auch selbst komponiert. Vor allem beeindruckt bei seinem Gesang mit seiner recht tiefen Stimme, die an Bing Crosby erinnert. Zusammen mit der exzellent gespielten Begleitung auf der Gitarre ist das wirklich beeindruckend.

  • Thimo Niesterok

... ist ein junger Kölner Trompeter, der sich dem Jazz der Swing-Periode verschrieben hat. Er kommt vom Bodensee und ist vor einigen Jahren nach Köln gezogen, wo er an der Hochschule für Musik und Tanz bei Andy Haderer und Matthias Bergmann Jazz-Trompete studierte. Dort wurde er von Chris Hopkins entdeckt, der ihn förderte und ihn auch bei der Produktion seines zweiten Albums unterstützt hat. Schon 2017 erschien das erste Album First Clambake, 2019 dann mit dem Posaunisten Dan Barrett (USA) das Album Two Talkin‘ Horns.
Zwei Hörner, gab es das schon einmal? Ja, der Trompeter Kenny Dorham und der Saxofonist Ernie Henry haben 1957 das Album ‚2 Horns / 2 Rhythmherausgebracht. Doch eine Trompete ist kein Horn. Thimo spielt dagegen Kornett, das zwar einer Trompete ähnelt, aber wegen der konischen Form wie Posaune und Saxofon zu den Hörnern zählt.

Dan Barrett ist als US Amerikaner in Deutschland im traditionellen Jazz unterwegs. Er singt sehr amerikanisch im Stil der Klassiker, spielt aber vor allem Posaune. In der Kombination mit Thimo erinnert das manchmal an Louis Armstrong und Jack Teagarden, die in den 40ern auch traditionellen Jazz spielten. Unterstützt von Pianist Harry Kanters und Bassist Stefan Rey sind elf Stücke aus den 30er Jahren zu hören, darunter Falling In Love Again von Friedrich Hollaender (1930), besser bekannt als Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt mit Marlene Dietrich. Beide Hörner spielen erst synchron, dann in wechselnden Soli, hier kann man auch deutlich den Sound des Kornetts heraushören. Das klingt sehr traditionell, doch irgendwie kennt man das eben schon.
Interessanter sind da die beiden Eigenkompositionen von Thimo. Während Breda vergleichsweise langsam und besinnlich im Stil von ‚100 years from today‘ (1933) klingt, kommt Two Talkin‘ Horns sehr lebendig rüber. Da sprechen die beiden Hörner, die ständig kommunizieren, oft im Call-Response-Modus. Das ist wirklich eine frische Neuinterpretation ‚alter‘ Musik, die auch junge Leute ansprechen könnte.
Doch am besten gefallen mir Tijn und Thimo zusammen, hier mit The Best Things in Life Are Free, ein Song von Ray Henderson, der vor fast 100 Jahren das Licht der Welt erblickte, hier aber ganz frisch von jungen Musikern, die Handerson's Urenkel sein könnten, präsentiert wird:

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