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Xiu Xiu plays The Music of Twin Peaks

Unheilschwangere Romantik

Köln, 07.04.2016
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Ein Hauch der unheilschwangeren Stimmung von David Lynchs Kultserie Twin Peaks war am 5.4. im Kölner Stadtgarten zu spüren. Jamie Steward, Mastermind der Projektband Xiu Xiu (sprich: schu schu) tourt in Europa mit seiner Twin Peaks Soundtrack Bearbeitung. Anläßlich einer Retrospektive in Australien bat David Lynch den Experimental Avantgarde Musiker Jamie Steward, die Musik der 26 Jahre alten Serie neu zu bearbeiten. Wie die gesamte Filmmusik von David Lynch, ist auch der Twin Peaks Soundtrack von Angelo Badalamenti. Neil Brand hat Badalamentis Musik in seiner BBC Serie “The Sound of Cinema“ sehr treffend als kalt und doch sehr warm, als nostalgisch und doch modern charakterisiert. Für Neil Brand funktionieren die Lynch Filme nur mit der Musik von Badalamenti.

Dieser Musik hat sich nun der Indie Avantgardist Jamie Steward angenommen und eine ebenso kalte und gleichzeitig warme Musik geschaffen.

Mit dumpfen Bass Schlägen wird das Publikum empfangen. Die Bühne ist in ein halbdunkel getaucht, im Hintergrund ist ein Bild aus der Serie projiziert. Die Schläge dauern so lange an, dass man ständig erwartet, nach dem nächsten Schlag müssten die Musiker auf die Bühne erscheinen. Es entsteht die Erwartungshaltung, dass jeden Moment etwas passieren müsse.

Hat man sich mit diesem Gefühl arrangiert und entspannt sich, dann passiert etwas Unerwartetes. Dieses Spannungsprinzip durchzieht die Twin Peaks Serie und ist die Basis für die Musik von Jamie Steward.

Bei seinem Konzert spielt Jamie StewardGitarre, singt, sitzt auch kurz am Schlagzeug und bedient die Elektronik. Mit ihm in der Band sind Angela Seo am Synthesizer und Shayba Dunkelmann an Vibraphon, Schlagzeug und an der Elektronik.

Interessant an der Instrumentierung ist das Vibraphon, das auch konventionell mit Klöppeln gespielt wird und nicht etwa mit dem Bogen gestrichen oder sonst wie verfremdet wird. Shayba Dunkelmann wechselt zwischen Vibraphon und Schlagzeug, und ab und an steht sie an den Reglern der Elektronik.

In einigen Stücken erzeugt der Synthesizer zwei oder drei Töne, die eine gefühlte Unendlichkeit lang gehalten werden und mit Elektronik Noise unterlegt sind. In diesen unheilschwangeren Sound bricht dann unerwartet und mit großer Lautstärke ein Schlagzeug oder eine verzerrte Gitarre ein. Dann wird der bedrohliche Sound weitergeführt bis zum nächsten Einbruch. Das Grauen bricht in die schöne heile Welt ein, wir erwarten es, die Atmosphäre ist unheilschwanger, aber es kommt immer dann, wenn wir uns in Sicherheit wiegen. Jamie Stewart spielt und singt mit übersteigerter Dramatik, er ist Opfer und Täter in einer Person, der perfekte Psychokiller aus dem Song der Talking Heads.

Angela Seo, mit chinesischen Wurzeln, sitzt mit völlig unbeweglicher Mine in einem roten Kleid mit langem Beinschlitz am Synthesizer und erfüllt das Klischee der Suzie Wong.

Shayba Dunkelmann tritt im Schulmädchenlook auf und trägt ein keckes kurzes Röckchen mit Kniestrümpfen.

Eine geniale Inszenierung kalt, abgründig, romantisch, sexuell aufgeladen und unheimlich.

Alles was auf der Bühne geschieht ist Performance, jede Bewegung unterstreicht die Musik und ihren Charakter. Dem entsprechend gibt es keine Ansagen, kein Danke nach dem Applaus, keinerlei direkten Kontakt mit Publikum. So endet das Konzert mit einer kurzen Verbeugung der MusikerInnen und dann setzt der dumpfe Bassschlag wieder ein.

Niemand ist sich sicher ob die Musikerinnen noch einmal auf die Bühne kommen, oder ob die Aufführung zu Ende ist.

Twin Peaks ist back.

http://welcometotwinpeaks.com/music/xiu-xiu-twin-peaks-music/

Europatour:

8.4. Centre Pompidou, Paris

9.4. More Music, Brügge

10.4. Leder Palast, Offenbach

11.4. Komma, Esslingen

12.4. Kampnagel, Hamburg

13.4. Copenhagen Jazzhouse

14.4. Inkost, Malmö

16.4. Silent Green Kulturquartier, Berlin

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