Wundervoller Weill
Julia Hülsmann Quartet & Theo Bleckmann
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Dass sie prima mit Vokalkünstlern zusammenarbeiten kann, hat Julia Hülsmann in der Vergangenheit schon in ihren Projekten etwa mit der Norwegerin Rebekka Bakken oder dem Deutschen Roger Cicero bewiesen.
Nun also hat sich die aus Bonn stammende Pianistin den gebürtigen Westfalen Theo Bleckmann in ihre Band geholt. Grund war eine Auftragsarbeit fürs Kurt Weill Festival in Dessau im Jahre 2013. Daraus ist richtig was entstanden. Gerade ist dieses Projekt auf dem wundervollen Tonträger „A Clear Midnight“ veröffentlicht worden.
Musik von Kurt Weill also. Natürlich haben die fünf Musiker im Jazzclub „domicil“ auch ganz bekannte Stücke des berühmten Komponisten dabei. „Mack the Knife“ etwa, das hier ganz zart nur von Klavier, Stimme und Tom Arthurs an der Trompete interpretiert wird.
Der „Alabama Song“ im Klaviertrio gespielt, offenbart ebenfalls die offene Herangehensweise von Julia Hülsmann. Es gibt in jedem Stück viel Raum und Zeit des Erforschens und der Entfaltung. Erst langsam kristallieren sich manchmal die Themen heraus.
Unbekanntere Stücke Weills wie „Your Technique“ oder gar selbst geschriebene Musik zu Texten von Walt Whitman, anstelle der Noten von Kurt Weill, zeigen nicht nur vom Selbstbewusstsein der Julia Hülsmann, sondern auch ihrem Gespür für die jeweils richtige Umsetzung der Vorlagen.
Die erstmalige Zusammenarbeit von Julia Hülsmann mit dem schon lange in New York lebenden Theo Bleckmann ist übrigens ein Riesengewinn. Entpuppt sich Bleckmann hier doch als feinnerviger, lyrischer Jazzsänger, der Textzeilen herrlich dehnen kann und seinem Gesang zwischendurch mit dezent eingesetzter Elektronik noch mehr Zauber verleiht.
Ein wundervoller Weill-Abend war das! Wie gut, dass es diese Musik fürs heimische Wohnzimmer jederzeit auf CD zu hören gibt.
CD-Tipp: Julia Hülsmann Quartet & Theo Bleckmann „A Clear Midnight“ (ECM/Universal)