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Wunderschöne Insel, viel gute Musik

Funchal Jazz Festival 2024

Funchal, 26.07.2024
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Carolina Santiago

Wenn man die Augen schließt, dann wähnt man sich ein paar Jahrzehnte zurück. Mindestens. Denn das Quartett von Emanuel Inácio entführt mit seinem Programm in die Zeit der guten alten Jazzstandards. Und der junge Bassist aus Madeira und seine ebenfalls noch jungen Bandmitglieder vom portugiesischen Festland wissen wie man swingt und schwelgt. Mit João Ribeiro, eigentlich Schlagzeuger des Quartetts, hat die Band zudem noch einen vorzüglichen Sänger an Bord. Fragte man sich vor dem Auftritt vielleicht noch warum vier junge Musiker sich so „altem“ Jazz verschrieben haben, ist man nach dem Gig mehr erstaunt wie gut und mit wie viel Esprit und Leichtigkeit die jungen Burschen diese Musik zu interpretieren wissen.

Es sind lokale und nationale Musiker, die zum Auftakt des diesjährigen Funchal Jazz Festival allabendlich und bei freiem Eintritt unter freiem Himmel im kleinen, gemütlichen Stadtgarten im Herzen der Hauptstadt der Atlantikinsel Madeira spielen. Zudem finden dort im Rahmen des Festivals auch noch die Abschluss-Prüfungskonzerte der Studierenden am Konservatorium statt. So sind diese Abende im Stadtgarten jedes Mal ein feines Warm Up mit Entdeckungspotenzial für die in diesem Jahr gar vier Hauptabende im großen Santa Catarina Park von Funchal. Das mit dem Entdecken gilt auf jeden Fall auch für das zwischendurch auf der Bühne zum Quintett erweiterte Francisco Andrade Trio. Der Saxofonist aus Madeira, der portugiesische Schlagzeuger João Lencastre und der spanische Pianist Javier Galiana spielen einen drängenden, aufregenden, frischen, von Andrade komponierten Jazz. Nachhörbar auf dem beim Festival frisch veröffentlichtem, ersten Album Andrades auf dem eigenen neuen Label Timbre Melro Preto, „Linhas e Formas“. Auch Album Nummer zwei des neuen Plattenlabels aus Madeira wurde beim diesjährigen Festival erstmals vorgestellt. „Gineceu“ ist das wundervolle Werk des hörenswert aufspielenden Madeira Jazz Collective, ein Sextett einheimischer Musiker mit Format. Saxofonist Francisco Andrade ist auch hier federführend, sein Bruder, der Trompeter Alexandre Andrade, ebenfalls. Gespielt werden ausschließlich Eigenkompositionen oder Stücke des madeirensischen Komponisten Jorge Maggiore, zu hören ist packender, moderner Mainstream mit eigener Färbung. Die kann man auch Eduardo Cardinho attestieren. Denn der Vibrafonist aus Porto kombiniert die Sounds seines Vibrafons mit Klängen vom Synthesizer, hat zudem sein Sextett mit zwei erstklassigen Schlagwerkern und dem fantastischen Altsaxofonisten João Mortágua besetzt. So entsteht in Funchal rhythmisch vielschichtiger und melodisch immer interessanter und überraschender moderner Jazz.

Hervorragende Balance zwischen regionaler Musik und internationalen Künstlern

Bei so viel Musik mit Bezug zu Madeira oder Portugal konnte man fast ein wenig vergessen, dass Festivalleiter Paulo Barbosa immer auch Geschmack beweist bei den internationalen Künstlern, die er jedes Jahr nach Funchal einlädt. Zwei US-Klaviertrios waren es zum Beispiel dieses Jahr. Während das Bill Charlap Trio mit einem Programm gespeist aus dem Great American Songbook mit technischer Finesse und Virtuosität fantastisch unterhielt, aber doch fest in der Jazztradition verwurzelt blieb, unterstrich das Vijay Iyer Trio, warum es sicherlich zu den aufregendsten Klaviertrios im zeitgenössischen Jazz zählt. Wie Pianist Iyer, Bassist Harish Raghavan und Schlagzeuger Jeremy Dutton etwa Cole Porters weltberühmtes „Night and Day“ in einen labyrinthischen, frei groovenden und rhythmisch immer auf Risiko gespielten Song verwandelten - atemberaubend. Zwischen Jazz und Latin schon lange ein echter Meister ist Miguel Zenón. Und der Altsaxofonist aus Puerto Rico liefert in Funchal mit seinen langjährigen, kongenialen Bühnenpartnern Luis Perdomo (Klavier), Hans Glawischnig (Kontrabass) und Henry Cole (Schlagzeug) ein intensives, rhythmisch wahnsinnig variables und aufregendes Konzert ab.

Erstmals gab es am Sonntagabend noch ein Konzert, in Kooperation mit Melro Preto, dem neuen Verband von Musikern aus Madeira unter der Federführung der beiden Andrade-Brüder. US-Saxofonist Joshua Redman brachte die amerikanische Sängerin mit italienischen Wurzeln Gabrielle Cavassa und sein Konzeptalbum „Where Are We“ mit auf die Atlantikinsel. Amerikanische Musik aus diversen Genres, eine Erkundung der Realität der USA, Songs die Städte und Staaten thematisieren, emotional und intensiv interpretiert. Dass zur Zugabe dann noch Miguel Zenón mit seinem Altsaxofon auf die Bühne kam und zusammen mit Redman und dessen Band richtig losfeuerte – besser als mit diesem wahren Energiestoß hätte diese wunderbare Festivalausgabe nicht enden können.

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