Wohlklang und Schönheit
Nils Wülker im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Den Begriff „Wohlklang“ würden viele Musiker wohl nicht unbedingt so gerne über das lesen, was sie künstlerisch so machen. Nils Wülker hat damit kein Problem. Wohlklang habe für ihn so wenig Beigeschmack wie der Begriff „Schönheit“. Nach beidem strebt der Trompeter ganz offen in seiner Musik, wovon man sich jetzt bei seinem Gastspiel im Jazzclub „domicil“ überzeugen konnte.
Und ja, Wülkers Kunst vereint Wohlklang und Schönheit. Ohne dabei aber je zu glattpoliert und zu oberflächlich zu wirken und zu sein. Die Musik seiner neu formierten Band, bei der ohne den langjährigen Saxofonisten Jan von Klewitz der zweite Bläser fehlt, verwöhnt mit atmosphärischen, melodiereichen Geschichten, denen man völlig entspannt zuhören kann.
Klar und strukturiert sind die allesamt vom Bandleader stammenden Kompositionen, die meisten davon vom neuen Album „Just Here, Just Now“. Mal grooven sie locker, mal kommen sie ein wenig verträumt daher. Dann legt Nils Wülker seine Trompete beiseite und bläst ins viel weicher klingende Flügelhorn.
Gitarrist Arne Jansen, Tastenmann Lars Duppler, Drummer Benny Greb und auch Bassist Edward Maclean aber bekommen zwischendurch ihre Räume, um markante Akzente zu setzen. Dann wird der ansonsten bewusst gewählte Schönklang ein wenig aufgeraut.
Dem Publikum gefällt diese Mischung. Dieser längst typische Wülker-Sound, den der Wahlhamburger seit Jahren entwickelt hat; diese wärmende Musik, die nicht nur, aber doch auch an einem kühlen Oktoberabend einfach gut tut.