"Wir sind ein Kollektiv
Trio Fly im Dortmunder Domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Sie sind eine echte Einheit, die drei, die einst gemeinsam bei Chick Coreas Projekt „Originations“ mitwirkten. Längst aber sind Saxofonist Mark Turner, Bassist Larry Grenadier und Drummer Jeff Ballard als eigenständiges Trio „Fly“ unterwegs. „Wir sind ein Kollektiv“, betont dann auch Jeff Ballard bei einer seiner Ansprachen an das Publikum im Jazzclub „domicil“. Da war der Auftritt von „Fly“ schon fast vorbei und der Schlagzeuger hätte das mit dem Kollektiv gar nicht explizit erwähnen müssen. Man hört es!
Denn dieses pianolose Saxofontrio ist eben nicht ein Saxofonist mit zwei Begleitern. Bei „Fly“ wird völlig demokratisch musiziert. Oft ist es sogar Jeff Ballard, der mit seinem rhythmisch so vielschichtigen Schlagzeugspiel die Stücke eröffnet oder ihnen nach einem solo gespielten Interlude eine veränderte Richtung gibt.
Dann hören die beiden Kollegen zu, was Ballard so anzubieten hat und schwenken mit ein. Der Kollektivgedanke geht bei „Fly“ sogar so weit, dass in manchen der langen Nummern alle drei einzelne Teile komponiert haben.
So entsteht immer wieder auch suitenhaft wirkende Jazzmusik, die die Tradition der Ära eines John Coltrane reflektiert und sich dabei viele improvisatorische Momente gönnt, um einen Groove, eine Idee, eine Melodie beim Spielen in andere Richtungen lenken zu können.
Das macht das Zuhören bei „Fly“ so spannend und unberechenbar. Mark Turner mit seinem wunderbaren Ton auf dem Tenorsaxofon, Larry Grenadier mit dem so geschmeidigen Spiel auf dem Kontrabass und Jeff Ballard als ständiger, sehr präsenter Klangentdecker und Antreiber am Schlagzeug bewegen sich einmal Richtung Kammermusik, um dann urplötzlich knochentrocken und funkig oder hart und boppig aufzuspielen.
„Fly“ loten im „domicil“ die Konversationsmöglichkeiten in dieser Konstellation ohne Harmonieinstrument voll aus. Und ein großes Lob für dieses wunderbare US-Trio ist: Man vermisst auch keines!