Bild für Beitrag: What Is This Melody? | Jazz-Schmiede Düsseldorf
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What Is This Melody?

Jazz-Schmiede Düsseldorf

Düsseldorf, 07.05.2015
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Schon die Instrumente auf der Bühne der Düsseldorfer Jazzschmiede versprechen ein ungewöhnliches Konzert. Dort steht eine chinesische Zitter, die Guzheng, mit 21 Saiten und beweglichen Stegen, ein Kontrabass und in einem Kasten liegt eine Querflöte. Daneben steht ein Trommelkreis aus Myanmar, Pat Waing, bestehend aus 21 doppelt bespannten Trommeln, die umzäunt sind von einer reich mit Blattgold verzierten Fassade. Übrigens ist dies das einzige Instrument seiner Art in Europa. Dies sind die Instrumente der Gruppe “What Is This Melody?“, sie werden Im Konzert noch durch ein Saxophon und eine chinesische Laute, die Sanxian, ergänzt. Eingeladen hat der Verein Global Klang, der sich die Förderung von Weltmusik und globaler Kunst zur Aufgabe gemacht hat.

Die Gruppe besteht aus der Chinesin Xu Fengxia, dem Musiker Hein Tint aus Myanmar, so wie Tim Isfort und Jan Klare aus Deutschland. Der Gruppenname “What Is This Melody?“ wurde gewählt, weil in der Gruppe Musik aus verschiedenen Kulturen aufeinandertrifft und dabei das Verständnis von einer Melodie sehr unterschiedlich sein kann.

Alle Musiker in der Gruppe spielen Melodie Instrumente. Einen Bass als Melodie Instrument können wir mit unserem Musikverständnis noch vereinbaren. Trommeln hingegen sind in der westlichen Musik Rhythmus Instrumente. Aber in der Musik Myanmars ist Pat Waing, der Trommelkreis, das führende Melodie Instrument des traditionellen Orchesters, vergleichbar mit unserer ersten Geige.

Dies erschließt sich dem Publikum schon mit dem ersten Stück, einer Komposition von Jan Klare mit dem Titel: “Melody One“. Hein Tint spielt auf den Trommeln in einer Art und Weise, die entfernt an eine Steel Drum oder ein Marimbafon erinnert. Seine Hände fliegen förmlich über die verschiedenen Trommeln und lassen tatsächlich eine Melodie erkennen.

Jan Klare erläutert das Band Projekt: „Jede/r trägt seine Stücke aus seinem persönlichen selbst komponierten Repertoire zum Projekt bei, d.h. es wird ein sehr vielseitiges und vielschichtiges Konzert. Das ist nicht einfach, da die burmesische Musik sehr auf Melodie und wenig auf Rhythmus fixiert ist. Die Tempi ändern sich dauernd, d.h. gemeinsame Musik braucht genaues Sehen und Hören und geht nicht reibungslos. Jede/r Musikerin soll seine Spielhaltung ausspielen können, und so müssen die optimalen Schnittmengen gefunden werden. Anstrengend, aber auch spannend.“

Und Jan Klare hat nicht zuviel versprochen. Aus dem Zusammentreffen unterschiedlicher Musikkulturen entsteht eine besondere kreative Spannung. Den Musikern gelingt es, die divergierenden Aspekte immer wieder zusammenzuführen, ohne dem Einzelnen seinen Raum zu nehmen.

Das zweite Stück stammt von Hein Tint und ist dem großen asiatischen Fluss „Yamuna“ gewidmet. Wobei in der Mythologie Yamuna niicht nur ein Fluss ist, sondern auch eine Göttin.

Dass die Musiker/in genau hinschauen und hinhören, wird während des Konzertes mehr als deutlich. Sie machen das mit viel Spielfreude und Humor. Immer wieder ergeben sich “Call And Response“ zwischen den verschiedenen Instrumenten, mal antwortet Xu Fengxia mit ihrer Guzcheng und dem Bass von Tim Isfort , ein andermal greift Hein Tint ein Thema von Xu Fengxia auf und tritt mit ihr in einen Dialog. Aber nicht nur Instrumente werden eingesetzt. Xu Fengxia setzt auch ihre dunkle Altstimme ein. Sie macht dies ausgesprochen kraftvoll, wie eine Gospelsängerin. Ein Höhepunkt des Konzertes ist das Stück: „Blauer Himmel, weiße Wolken und grünes Grassland“ von Xu Fengxia, die dieses mongolische Lied bearbeitet hat. Jan Klare hat das Arrangement dazu geschrieben. Bei diesem Lied setzt die Musikerin eine Sanxian, eine bundlose Laute mit drei Saiten ein, die stellenweise an ein Banjo erinnert.

Neben den Kompositionen der einzelnen Musiker/innen spielt die Gruppe auch zwei Improvisationen, eine davon als Zugabe. Dieses freie Spiel ist ganz getragen vom Free Jazz der frühen Jahre. Verstörend und aufrüttelnd.

Leider ist dies das letzte Konzert dieses wunderbaren Bandprojektes, das von der Kulturstiftung NRW gefördert wurde. Hein Tint wird nach eineinhalb Jahren Aufenthalt in Deutschland wieder in seine Heimat Myanmar zurückkehren. Xu Fengxia, die mit dem Wuppertaler Freejazzer Peter Kowald, so wie mit dem amerikanischen Bassisten Joe Fonda zusammengearbeitet hat, lebt in Paderborn und bleibt Teil der deutschen Musikszene.

Es bleibt zu hoffen, dass Tim Isfort und Jan Klare in Zukunft weitere spannende Projekte mit Musikern aus unterschiedlichen Kulturen ins Leben rufen werden.

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