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Architektur des Augenblicks

Stockhausen/Weber/Rossy überzeugten bei FineArtJazz

Gelsenkirchen, 06.12.2025
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Krristina Zalesskaya

Die charismatischen Namen hatten für ein ausverkauftes Haus gesorgt: Markus Stockhausen ist bei der Reihe FineArtJazz längst kein Unbekannter mehr und hat hier bereits in verschiedenen Formationen gastiert. Diesmal aber im Trio mit Florian Weber und Jorge Rossy – und diesmal ging es an die Substanz.

Wer den Renaissancebau von Schloss Horst betritt, spürt sofort: Diese Wände sind mehr als Kulisse. Die erhabene Architektur des Saales wurde an diesem Abend zum vierten Mitspieler. Was hier erklang, fand Resonanz im buchstäblichen Sinne. Und so stellten Markus Stockhausen , Florian Weber und Jorge Rossy die Melodien in den Raum, damit sie atmen konnten. So funktioniert sie, jene Ästhetik, die das Label ECM seit Jahrzehnten kultiviert: Klang als räumliches Phänomen, Jazz als Kunst der Zwischentöne. Stockhausen eröffnete mit einem ausgedehnten Solo auf dem Flügelhorn, das fast wie ein Rezitativ anmutete – eine Erzählung ohne Worte, getragen von jener tiefen Ruhe, die seine Spielweise seit jeher auszeichnet. Weber und Rossy bauten behutsam an diesem Klanggebäude mit. Schlagzeugimpulse und Pianomotive erwiesen sich als Einzelbausteine in einem Konstrukt, das mit jedem Takt erhabener wurde und sich organisch mit der Architektur des Hauses verband.

Dies war alles andere als eine Stockhausen-Solonummer. Florian Weber, wie der Trompeter Echo-Jazz- und WDR-Jazzpreisträger, mischte sich mit einer Pianistik ein, die ihresgleichen sucht. Seine Art, ein Legato zum Schweben zu bringen, Texturen zu verdichten, bis sie zu einer aufbrandenden Welle werden – das changierte zwischen Dissonanzharmonik und impressionistischen Klangfarben. Eine Ungleichzeitigkeit im Gleichzeitigen. Jorge Rossy, legendär durch seine prägende Rolle im Brad Mehldau Trio, agierte mit jener dienenden Präzision, die nur Meister beherrschen: nie zu viel, immer genau richtig.

Die gemeinsame Schwingung will erarbeitet sein

Der erste Set wirkte zunächst noch etwas routiniert, getragen von Kollektivimprovisationen, die sich selbst trugen. Es ist nun mal eine große Aufgabe, wenn sich derart geballte musikalische Reife mit einem aufnahmebereiten Publikum synchronisieren soll. Die Schwingung muss sich erst finden, eine gemeinsame Frequenz will erarbeitet sein. Doch die Musiker arbeiteten daran – und das Publikum bei FineArtJazz war bereit, sich zuhörend auf diese Intensität einzulassen. Also nahm das Ganze zunehmend Fahrt auf: Webers Klang-Ozean schillerte in immer neuen Facetten, Stockhausen trug weiterhin Ruhe in den Raum, während die pianistischen Texturen dichter wurden. Nach der Pause dann: ein temperamentvollerer, vielgestaltigerer zweiter Set, der sich kontinuierlich steigerte. Als er endete, gab es keine Zugabe. Es brauchte keine. Es war schlicht alles gesagt. Was bleibt, ist die Erkenntnis eines besonderen Moments: Im Herbst 2025 steht eine neue ECM-Aufnahme des Trios an. Wer an diesem Abend auf Schloss Horst dabei war, hat Musik in ihrer Entstehungsphase erlebt – jenes Suchen und Finden, das auch bei so erfahrenen, tief in europäischen Jazztraditionen verwurzelten Musikern immer einen frischen Prozess des Neu-Erfindens verkörpert. Was später auf Tonträger zur polierten Perfektion gerinnt, war hier lebendig, tastend, wahrhaftig.

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