Bild für Beitrag: Vor-Sommernachtstraum | Aki Takase & Louis Sclavis
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Vor-Sommernachtstraum

Aki Takase & Louis Sclavis

Wuppertal, 31.05.2013
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker, Bernd Zimmermann

Ein funkelnder Edelstein war zu erleben beim Auftritt von Aki Takase und Louis Sclavis im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden – soweit ein optisches Bild überhaupt zur Beschreibung eines Hörerlebnisses zu gebrauchen ist. Will sagen: In der kleinen Besetzung eines Duos erzeugten die seit 1987 in Berlin lebende japanische Pianistin und der französische Mann an der Klarinette und Bassklarinette ein äußerst spannendes Kleinod an Hörkunst mit funkelnden und hoch poetischen Momenten. Dem Improvisations-Duo gelingt mit seinem Projekt ‚Yokohama’, das auf ihrer gleichnamigen CD basiert und aus dem der Großteil des Materials stammt, eine äußerst vielseitige Reise in verschiedene Klangwelten und -farben, ein virtuoser Dialog zwischen rhythmischem Drive des Pianos und den Höhenflügen der Klarinette oder den rauen Tieftönen der Bassklarinette. Das Zusammenspiel der beiden bedeutendsten Vertreter der europäischen Improvisationsszene ist zum Teil sehr rhythmisch orientiert und erinnert an minimal music-Pattern, über die Sclavis elegische, klangschöne bis schrille Linien zaubert und die Aki Takase in einen wunderbar abstrakten Spielfluss auflöst.

Geradezu bezaubernd ist das Spiel des Duos, das von teilweise einfachen musikalischen konventionellen Strukturen ausgeht und diese in abstrakte harmonische und v.a. klangliche Sphären überführt. Beiden ist ihre Erdung in ihrer jeweiligen „Folklore“ anzumerken, beider Inspiration ist aus vielen Quellen gespeist: aus „Kunstmusik“, aus „Volksmusik“, aus der Tradition des Jazz, wenn z.B. etwa in dem Titel ‚contre contre’ im Up-Tempo über einer Walking-Bass-Linie des Pianos hochvirtuos improvisiert wird oder in ‚Yokohama’ in sehr lyrischer Form leise Anspielungen an das folgen, was wir als Europäer als „japanisch“ wahrnehmen.

Beide sind Meister auf ihrem Instrument, beider Arpeggien sind hochartifiziell und doch in wunderbarer Weise aufeinander bezogen. Der Klarinettensound, v.a. der der Bassklarinette, die Blastechniken wie Zirkularatmung und Spielen-Singen mit der Bassklarinette ohne Mundstück ergeben mit der energischen und äußerst komplexen Spielweise von Aki Takase einen faszinierenden fließenden Dialog. Dies ist keine „Kopfmusik“, sondern als Zuhörer lässt man sich gern auf die meisterhafte Abstraktion der Musik ein. Hochkonzentriert reagiert das Publikum auf die musikalische Spannung. So werden auch musikdramaturgisch eingesetzte Pausen des Duos nicht durch frühzeitigen Applaus zerstört. Dass neben wechselnden Klangfarben zusätzlich Geräusche, Klatschen, Rufen, Singen oder eine Flamenco-Einlage (!) der beiden Musiker zum Einsatz kommen, ist für improvisierte Musik unerlässlich und geradezu konstitutiv. Sympathisch auflockernd kommt der Auftritt der beiden beim Publikum rüber, wenn sie sich in der Titelansage oder im Zeigen der jeweiligen Notenblätter gegenseitig scheinbar an einen spontan-geplanten Ablauf erinnern oder einen verpassten Einsatz der Pianistin ironisch „umspielen“. In der Zugabe ist ein dadaistisch anmutendes – offensichtlich komponiertes – Klanggedicht zu hören. Entlassen wird das Publikum in den Skulpturenpark mit dem vorherrschenden Gefühl, einen wunderbaren Kammer-Musikabend erlebt zu haben, einen Sommernachtstraum der improvisierten Musik in leider nicht ganz so sommerhaften Außentemperaturen.

Im Rahmen der Reihe ‚KlangArt’ sind im Skultpurenpark bis August weitere sieben hochkarätige Konzerte im Spektrum von Jazz, Neuer Musik und Weltmusik zu hören, das Aki Takase & Louis Sclavis-Konzert fand noch „indoor“ statt, im Glaspavillon mit Blick in den wunderschönen maigrünen Park, was der „Kammer“-Musik voll und ganz entgegenkam, die anderen Konzerte sind als open air-Veranstaltungen geplant.

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