„Von der Hot Five zur Hot Three“
‚Spirit of Louis Armstrong Trio‘ im Kulturrat Bochum-Gerthe
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Reiner Skubowius
Die Hot Five von Louis Armstrong war vor knapp hundert Jahren eine Band mit Trompete, Klavier, Klarinette, Posaune und Banjo. Was kann heutzutage ein Trio daraus machen? Nun, Louis Armstrong war am 7. Dezember im Bochumer Kulturrat sozusagen zweimal vertreten. Einmal mit der Stimme von Anselm Vogt und einmal mit der Trompete von Rainer Matz. Dazu übernahm Eberhard Dodt auf der Gitarre den Banjo-Part und Anselm Vogt zusätzlich den Klavierpart auf dem Keyboard.
So weit so gut. Auf dem Programm standen vor allem Stücke, die Louis Armstrong mal gesungen hat. Bei manchen Standards wie Route 66 oder I got Rhythm würde man nicht sofort an Armstrong denken. Doch bei den ‚klassischen‘ Hits wie C’est si bon, Sunny Side of the Street, den ‚Saints..‘ und dem wohl unvermeidlichen Hello Dolly kam die Band erst so richtig in Fahrt. Am besten gefielen mir aber Basin Street Blues und St. James Infirmary. Hier lernte man den ‚Grinsebacken-Armstrong‘ von Hello Dolly mal von einer anderen Seite kennen. Die Band schuf eine melancholisch-heitere Atmosphäre, die man als ursprüngliches New Orleans -Feeling (wie unsereiner sich das vorstellt) verstehen könnte; die Ursprünge des Jazz standen plötzlich im Raum.
Die Band war krankheitsbedingt etwas eingeschränkt und hatte wohl auch länger nicht zusammen gespielt. Das merkte man am Anfang, denn so richtig in Fluss kam sie erst im zweiten Set. Erstaunlich ist nach wie vor die Stimme von Anselm Vogt, der auch als der “weiße Louis Armstrong“, bekannt ist. Wenn man ihm zuhört und die Augen schließt, denkt man unwillkürlich sofort an Satchmo. Die Moderation ließ zusätzlich Vogts Talent als Kabarettist erkennen. Er ermunterte das Publikum zum Mitsingen, und wenn er dann mit seiner Krücke die Zuhörer dirigierte.. – ja das sieht man nicht alle Tage.
Rainer Matz hatte die Aufgabe, auf Trompete und Flügelhorn die ursprünglichen Parts von Trompete, Posaune und Klarinette zu übernehmen. Dies gelang ihm nach anfänglichen Intonationsproblemen (‚dicke Lippe‘) sehr gut. Er traf genau den Stil von Armstrong, dem ‚Vater des Swing‘, der mit seinen kurz angestoßenen Tönen bis hin zum Staccato die Jazz-Trompeter bis in die 40er Jahre hinein prägte. Aber auch das ‚growling‘ (Grummeln) und das ‚dazzling‘ (‚Blenden‘) gehörten zu seinem Repertoire, das er in vielen Soli zum Besten gab.
Eberhard Dodt auf der Gitarre war eher zurückhaltend. Seine Akkordbegleitung passte gut zu den Stücken und erinnerte manchmal an ein Banjo, wie es ursprünglich in der Hot Five vertreten war. Zwischendurch waren immer wieder kleine diffizile Soli zu hören, die im Wechsel mit der Trompete viele Stücke bereicherten.
Als besonderer Gag ergab sich während des Konzerts die Einbindung deutscher Weihnachtslieder, die oft übergangslos an die Stücke angehängt wurden. Passend wäre hier auch Armstrongs ‚Christmas Time in New Orleans‘ gewesen:
‚You'll see
A Dixieland Santa Claus
Leading the band
To a good old Creole beat
And golly what a spirit
You can only hear it
Down on Basin Street.
Your cares will disappear
When you hear
Hallelujah! Old St. Nicholas is here
When it's ChristmasTtime
In New Orleans‘
Na denn, Merry Christmas!