Volksmusik international re visited
Acht Brücken Köln
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Volksmusik in der Philharmonie Köln und das auch noch ganz international. Die Idee dazu hatte Roland Peil – und der scharrte dazu neun Musiker um sich. Jeder brachte seine Wurzeln und Leidenschaften mit ein.
Ein Ensemble, das südamerikanische Folklore, indische Musik und deutsches Traditionsliedgut brillant verband, stand zu "Volksmusik international re|visited" auf der Bühne. Roland Peil hatte extra dafür hervorragende Musiker ausgesucht. Einer davon: Matthias Schriefl, der gleich mal mit einem Jodler startete, unterstützt von Sängerin Veronika Morscher. Dazu stimmte Steffen Schorn mit der Bass-Klarinette ein und Vogelgezwitscher kam von Bodek Janke. Den Kuckuck ließ Michael Heupel mit der Querflöte dazu erklingen. Aber es ging an diesem Abend nicht nur um die süddeutsche Volksmusik. „An der Nordseeküste“ mit Klatscheinlage des Philharmonie-Publikums fügte sich ebenso ein, wie ein sehr verjazztes „In unserem Veedel“. Den Bläck Fööss Hit sang Gitarrist Bruno Müller und brachte mitten in Köln, die kölschen Klänge – in einem neuen Gewand - ins Konzert. Auch das Willi Ostermann-Stück „In Kölle am Rhing bin ich jebore“ trug der in Köln geborene Musiker beeindruckend vor. Das „Am Schnacker Bichl“ ist kein altes Volkslied, sondern stammt aus der Feder vom Allgäuer Trompeter, Sänger und Alphornbläser Schriefl, der damit einen Berg in seiner Heimat besingt und bespielt. Das Ganze mit einem feinsinnig arrangierten Klangbild. Es fügte sich hervorragend in die Musikauswahl ein.
Der Essener Roland Peil fand, dass ein Stück unbedingt mit in den Reigen der „Volksmusik international re|visited“ gehörte: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ erklang es dann und Bassist Alexander Morsey sang beinahe wie Hans Albers den Part „Komm doch meine Kleine“. Fast schunkelte das Publikum. Bei dem „Der Mond ist aufgegangen“ – gespielt von Clemens Orth auf der großen Philharmonieorgel wurde es ganz andächtig im Saal. Wunderschön auch Veronika Moschers „Du, Du liegst mir am Herzen“. Die österreichische Singer-Songwriterin und Jazzsängerin stammt aus Bregenz und wohnt in Köln. Im März erhielt sie beim "Europäischer Nachwuchsjazzpreis Burghausen“ mit ihrem Quartett "Of Cabbages and Kings" den zweiten Preis. Die zweite Dame in der Ensembel-Runde am 1. Mai in der Philharmonie – Laura Robles Marcuello. Sie brachte nicht nur peruanische Klänge auf dem Cajon mit ein, sondern bereitete gemeinsam mit Peil und Bodek Janke einen grandiosen Percussion-Klangteppich an diesem Abend. Als Akrobat auf der Flöte gab sich der Bonner Michael Heupel und sprengte gemeinsam mit Saxophonist Steffen Schorn mehrfach den klanglichen Raum.
Roland Peil hatte sich eine tolle Zusammensetzung von Ausnahmemusikern zusammengestellt, die den Raum für überraschende musikalische Querverbindungen boten und damit – passend zum Titel des Festivals „Acht Brücken“ einen wahrhaftigen Brückenschlag mit ihrer „Volksmusik re|viseted“ schafften. Zudem hieß es an diesem 1. Mai „Acht Brücken Freihafen“. An diesem Tag konnte sich das Publikum auf eine vielseitige und lange Reise in die verschiedensten Musikwelten begeben – und das alles ohne Eintritt. Hauptsächlich Veranstaltungen rund um den Komponisten Bernd Alois Zimmermann fanden statt, aber auch das letzte Konzert des Tages in der Philharmonie war ganz im Sinne Zimmermanns mit seiner musikalischen Vielfalt. Zum Schluss kam hier dann auch endlich das riesige Alphorn zum Einsatz, das die ganze Zeit in Zentrum der Philharmoniebühne trohnte - und das Konzert endete mit einem allgäuerischen Lied, passend zur Abendzeit: „Es wird scho glei dumpa“.