Vielfalt war Trumpf
Curtis Stigers & Lizzy Loeb im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Einmal kniete er sich sogar direkt vor den am Boden stehenden Ventilator. Es war ziemlich warm im ausverkauften „domicil“. An Tagen wie am Pfingstmontag spürt man deutlich, dass bei dem Umbau des ehemaligen Hansa-Theaters zum Jazzclub irgendwann das Geld für eine gescheite Lüftung nicht mehr da war. Der Schweiß lief. Natürlich auch bei Curtis Stigers, der trotzdem tapfer sein dunkles Jackett bis zum Schluss anbehielt.
Der Amerikaner hat eben Stil. Vor allem auch musikalisch betrachtet. Bob Dylans preisgekrönter Filmsong „Things Have Changed“ bekommt da bei ihm einen eleganten Anstrich verpasst. Und im Titelsong seiner neuen CD, „Let´s Go Out Tonight“, einem Stück der schottischen Popband The Blue Nile, zeigt sich Curtis Stigers als sehr geschmackvoller Balladeninterpret.
Vielfalt war Trumpf. Vom Soul ausgehend rüber zum Blues und Pop bis hin zum Jazz – Stigers und sein exzellentes Trio meisterten diese Übergänge immer fließend und überzeugend. Dabei ist der charismatische Curtis Stigers mit seiner markanten Stimme, die sanft und dunkel schmeicheln, aber auch schneidend klingen kann, nicht nur ein sehr guter Sänger, sondern auch ein veritabler Saxofonist.
Dass Stigers seine beiden Riesenpophits aus den Anfang-Neunzigern, „I Wonder Why“ und „You´re All That Matters To Me“, ganz unaufgeregt mitten ins Programm einbaute, zeigte so ganz nebenbei, wie ausgewogen sein Repertoire inzwischen ist und dass er sich mit seinen zwei Seelen in seiner Brust, der jazzigen und der poppigen, längst arrangiert hat.
Das Publikum bekam kurzweilige Unterhaltung und Entertainment geboten – und im Vorprogramm auch noch ein knappes halbes Stündchen die talentierte junge US-Sängerin und Songschreiberin Lizzy Loeb zu hören, die nur mit Stimme und akustischer Gitarre trefflich auf den weiteren Abend einstimmte.