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Viel Hitze und noch mehr Konzerte

Malta Jazz Festival 2024

Gelsenkirchen, 29.07.2024
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Joe Smith & Michael Grech (produced by Festivals Malta)

Heiß ist es auf Malta im Sommer. Ziemlich heiß sogar. Wie gut dass da einige Konzerte des diesjährigen Malta Jazz Festival im Stadttheater von Valletta stattfinden. Die dortige Klimaanlage funktioniert nämlich bestens und ist fast schon ein wenig zu kalt eingestellt. Aber dennoch wärmt die Brasilianerin Mônica Salmaso sogleich die Herzen der vielen Zuhörer im heruntergekühlten Saal. Denn die Sängerin aus São Paulo, die lyrische Stimme Brasiliens, berührt einfach unweigerlich die Seele mit ihren Interpretationen alter Sambas und Walzer oder Musik des berühmten brasilianischen Klassik-Komponisten Heitor Villa-Lobos. Mit Teco Cardoso an verschiedenen Blasinstrumenten und Pianist Nelson Ayres an ihrer Seite zeichnet Salmaso gefühlvolle, oft zurückgenommene, aber durchaus auch mal beschwingte Bilder von zeitlos schöner, intensiver, poetischer brasilianischer Musik.

Lässige, coole Musik zu mitternächtlicher Stunde 

Die beiden Hauptabende des Festivals fanden wieder open air direkt am Grand Harbour von Maltas Hauptstadt Valletta statt. Eine wunderschöne, einzigartige Location, was auch die dort auftretenden Musiker nicht unkommentiert ließen. So wie etwa Tenorsaxofonost Walter Smith III, der mit seinem exzellenten Quartett mit Pianist Danny Grissett, Bassist Joe Sanders und Drummer Bill Stewart auf Malta seine Europatour startete. Und die vier Amerikaner begeistern auf der geschichtsträchtigen Mittelmeerinsel mit ihrer modernen Umsetzung von Jazztradition, mit nach vorne drängendem Spiel, mit spannenden rhythmischen Eskapaden, aber auch balladesken Momenten voller Intensität. „The real cats“ würden jetzt nach ihm die Bühne betreten, meinte Smith III noch ehrurchtsvoll, bevor er sein umjubeltes Konzert beendete. Und er meinte damit den Auftritt von Something Else!, einer echten Allstar-Band unter der Leitung von Altsaxofonist Vincent Herring. Denn mit Tenorsaxofonist Wayne Escoffery, Trompeter Jeremy Pelt, Pianist Dave Kikoski, Gitarrist Paul Bollenback, Bassist Essiet Okon Essiet und dem kurzfristig für Lewis Nash eingesprungenen Drummer Joris Dudli sind nur klangvolle Namen der Jazzszene in diesem illustren Ensemble mit dabei, das eine Soul Jazz Revue verspricht – und abliefert. Mit funkigen Grooves, heißlaufenden Soli und Hits aus vergangenen Zeiten, die man zumindest teilweise so sicher noch nicht gehört hat, wie etwa die Version von John Coltranes Ballade „Naima“. Dieser wahnsinnig gut gespielte Soul Jazz hat Tanzpotenzial und erweist sich als genau die richtige, lässige, coole Musik zu später, mitternächtlicher Stunde bei immer noch über 25 Grad Außentemperatur.

Ein Feuerwerk für die Heiligen

Auch am Abschlussabend vom Malta Jazz Festival gibt es mitten im Konzert plötzlich Feuerwerke zu sehen und zu hören. Die Heiligen auf der Insel werden vor allem in den Sommermonaten gefeiert, ob da ein Jazzevent gerade läuft oder nicht. Manche Musiker sind erstaunt, wenn es plötzlich donnert oder bunte Raketensalven den Nachthimmer erhellen, manche kennen das schon. So wie der britische Saxofonist und Keyboarder Will Vinson, der mit dem israelischen Gitarristen Gilad Hekselman und dem ersten Mal in diesem Dreier für Nate Wood mitspielenden, israelischen Drummer Ziv Ravitz das Trio Grande bildet. Kein unbescheidener Bandname, aber die drei haben´s drauf und spielen auf Malta einen immer wieder kühnen, funkigen, schwirrenden, aber auch mal leicht schwebenden Jazz, der Räume öffnet für elektronische Soundbearbeitungen von E-Gitarre und Saxofon und Aushilfsdrummer Ziv Ravitz zeigen lässt wie er das Ganze rhythmisch einzubetten weiß. Mit dem Trompeter Chief Xian aTunde Adjuah, der früher mal Christian Scott hieß, und seiner Band mit überwiegend jungen, hochtalentierten Burschen bot das vom maltesischen Gitarristen Sandro Zerafa einmal mehr exzellent kuratierte Festival zum Ausklang rockigen, groovigen, lauten Jazz, der stilistisch immer flexibel klingen will. Live-Musik im besten Sinne, bei der die spirituell angehauchten, längeren Kommentare des Bandleaders zwischendurch aber immer ein wenig irritierend wirken.

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