Urgestein des europäischen Jazz
Tomacz Stanko in Köln
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Er ist keiner dieser gut aussehenden Vorzeige-Jazzer, die in schicken Klamotten für den Fotografen posieren. Tomasz Stanko ist mittlerweile 68 Jahre alt, ein kleiner, schmaler, unscheinbarer Mann.
Aber er ist ein Urgestein des europäischen Jazz. Einer, der sich nie in den Vordergrund gespielt und den Free Jazz, aber auch den Alkohol und die Drogen längst hinter sich gelassen hat. Geblieben aber ist sein wundervoller Trompetenton. Eine gewisse Schärfe hat er, aber gleichzeitig ist die Stimme auf seinem Instrument auch zerbrechlich und zart, melancholisch und schwermütig.
Vor ziemlich genau einem Jahr erschien sein letztes Album, "Dark Eyes". Eine dunkel tönende Platte. Darauf präsentiert sich der Pole mit seinem neuen, nordischen Quintett. Diese Platte und diese Band stehen auch im Fokus des Kölner Gastspiels im gut besuchten Alten Pfandhaus.
Zwei junge Finnen an Piano und Schlagzeug und zwei jungen Dänen an der Gitarre und am E-Bass verstehen die musikalische Sprache ihres Bandleaders. Langsam, oft durch Unisono-Einleitungen von Piano und Trompete, starten die Songs und begeben sich auf ihren vielfach langsamen Fluss durch ausgedehnte Melodiebögen, getränkt mit der Folklore der Heimat des Trompeters, in Szene gesetzt vom warmen Brummen des Basses, den so pointiert gesetzten Schlagzeug-Rhythmen, den sparsamen Akkord-Voicings vom Piano und den mal wohlig schwingenden, mal herrlich verqueren Gitarren-Noten.
Manches wirkt entrückt und dann sehr sinnlich und atmosphärisch. Aber das Quintett kann auch herzhaft swingen. Immer aber ist die Musik voller Emotionalität. Besonders der dunkle, lyrische Ton der Trompete des kleinen und doch so großen Mannes aus Südpolen.