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Uraufführung einer Suite von Stefan Karl Schmid

Subway Jazz Orchestra wurde begeistert gefeiert

Düsseldorf, 06.02.2022
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Manchmal war Stefan Karl Schmid in einem Dorf im einsamen Norden auf Island während des Frühwinters, der schon im September über das nordische Eiland hereinbricht, ganz von der Außenwelt abgeschnitten. Die Größe der Landschaft mit ihren wuchtigen Eindrücken lebt fort in seiner neuen Komposition, welche bei der Uraufführung mit dem „Subway Jazz Orchestra“ in der Düsseldorfer Jazzschmiede wie ein musikalisches Erlebnisprotokoll dieses Aufenthaltes wirkte.

Lars Wallat, künstlerischer Leiter in der Düsseldorfer Jazzschmiede freut sich, dass die teilweise gelockerten behördlichen Maßnahmen es wieder möglich machen: Ab jetzt können wieder große Besetzungen mit vielen Blasinstrumenten dicht beieinander auf der Bühne stehen. Ein Gig mit dem „Subway Jazz Orchestra“, einem 18köpfigen Musikerkollektiv, das normalerweise jeden zweiten Mittwoch im Monat im Kölner Jazzclub Subway aufspielt, ist eine gefragte Sache: Auch Düsseldorfs Jazzclub war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Bandleader Stefan Karl Schmid dirigiert die frisch komponierte Suite präzise und detailversessen. Die Klangmalerei zu Beginn überwältigt. In den Farben der Blechbläser, in elektronischen Klängen und Klavierclustern widerspiegeln sich kalbende Gletscher, hinabstürzende Wasserfälle, schroffe Felsmassive. Aber so weit sich der Klang-Himmel auch ausbreitet, so zielen melodische Bögen auf das Innere Erleben eines glücklichen Menschen, der in dieser Szenerie verweilen darf. Und deswegen liegt bei aller imaginären Wucht auch ein tiefer innerer Frieden und ganz viel Wärme in der orchestralen Sprache. Was nie ausschließt, dass sich im nächsten Moment auch mal wieder die Eiskühle der Polarnacht in die Musik nicht hinein strahlt. Stefan Karl Schmid s kompositorische Finesse behält auch an entlegenen Orten der Landkarte die Orientierung. „Handgemachte Bigband-Musik“ (so das Credo dieser Formation) schließt innovativen Umgang mit Elektronik nicht aus: Ein durch den Synthesizer hindurchgeschleiftes Saxofonsolo scheint nicht mehr von diesem Planeten zu sein. Fabian Arends steuert als zupackender Rhythmiker die Geschicke, manchmal auch dezidiert solistisch. Zum Höhepunkt, der etwas spirituelles hat, wird, als Stefan Karl Schmid zur Klarinette greift, die wiederum elektronisch modifiziert zu ihrem eigenen Harmonieinstrument wird. Aber dann greift die ganze Band schon wieder lustvoll zu, um daraus etwas ganz Großes zu machen...

Die Formel für die Musik ist klar definiert

„Ich hatte während meines Aufenthaltes auf Island oft ein fünftöniges Motiv im Ohr, das gar nicht mehr wegging. Aus dieser Keimzelle ist die ganze Komposition entstanden“ verrät der Bandleader und Komponist die Formel für dieses neue Werk und – natürlich – können wir uns in diesem Jahr auf ein neues, besonders spannendes Album vom Subway Jazz Orchestra freuen. Man muss dieses Orchester erlebt haben, denn es markiert idealtypisch eben das, wovon eine aufgeweckte Jazz-Szene lebt: Viele ambitionierte Menschen tauschen und teilen ihre Produktivkraft, innerhalb und außerhalb dieses Orchesters. Posaunist Janning Trumann , der als organisatorisches Mastermind im Subway Jazz Orchestra waltet, betreibt ein junges Label und gibt damit dem jungen, selbstbewussten Jazz, den sie selber machen, die passende Plattform. Der Ausstoß an neuen Projekten und frischen Ideen ist immens. Davon zeugen vor allem die Stücke im zweiten Konzertteil: Das rhythmisch pulsierende Stück „Fly“ von Stefan Karl Schmid s aktueller CD saugt die ganze in der Jazzschmiede aufgestaute Energie auf, um noch an Höhenmetern zuzulegen. Weich, empfindsam und lyrisch bestreicht eine Komposition von Shannon Barnett eine Gratwanderung zwischen choralartiger Melodik, Bluesschema und sich frei verästelnden Bögen.

Es war schwer, aus dieser beseelten Klangflut wieder auftauchen zu müssen.

Wir dürfen uns auf den März freuen : Am 9.3. gibt es wieder ein Heimspiel im Kölner Subway, diesmal fusioniert Heidi Baiers Quartett mit dem Subway Jazz Orchestra.

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