Unter die Haut
Gregory Porter in Münster
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Gregory Porter nahm sein Markenzeichen - eine dunkle Ballonmütze über einem Tuch, das den gesamten Kopf, mit Ausnahme des Gesichtes, verhüllt - mit nach Münster und stellte sein aktuelles Album "Liquid Spirit" vor. Seelenvoll sind seine Stücke und das nicht nur durch die textlichen Inhalte und durch die entsprechenden Kompositionen: mit seiner Stimme haucht er ihnen noch ein besonderes Quäntchen Seele ein.
Dieser kaminwarme Bariton erzeugt eine Dauer-Gänsehaut. Soul, Gospel und Blues hat er in der Stimme – ein wahrhaft geniales Gesamtpaket. Kein Wunder, dass er sich bei der 56. Verleihung der Grammy Awards den Grammy für das "best jazz vocal album" mit „Liquid Spirit“ holte. Porter besitzt eine erstaunliche Begabung dafür, ergreifende Songs, die auf persönlichen Erlebnissen basieren, mit einer vertraut wirkenden und emotionalen Direktheit zu schreiben. Mehr noch: seine eingängigen Melodien gehen sofort ins Ohr.
Den traditionellen Gospel baut er beim Konzert mal kurzerhand mit einem kleinen Part aus „Wade in the water“ in eines seiner eigenen Stücke ein. Auch das Publikum in der Halle Münsterland nimmt er mit hinein. Zu Beginn des Stückes „No Love Dying“ bekommen die Gäste ihre Anweisung „At the very end of the song, I wanna hear you“ – und respektvoll halten sie sich daran. Mit viel Charme und Charisma sowie dieser grandiosen Stimme wickelt er sein Publikum in die „Gregory Porter“-Wolke. Da singt er vom „Lonesome Lover“ oder ruft „Hey Laura“. "Water Under Bridges" sorgt für Gänsehaut, wenn sich der Sänger an seine letzte Liebe erinnert. Gregory Porter stellt seinen gefühlvollen Gesang immer in den Mittelpunkt der Stücke. Ob bei Balladen oder dem vor Lebensfreude strotzenden „Liquid Spirit“, das von Kraft und Hoffnung erzählt – er fasziniert und das eineinhalb Stunden. Dann geht er tanzend von der Bühne und kommt nicht nur zu einem „Free“ ganz beschwingt zurück. Mit Hingabe und Eleganz singt der 42-Jährige Geschichten aus dem Leben. Und er ist sehr authentisch. Nach dem Konzert gibt er schließlich noch bereitwillig seinen Fans Autogramme.
Ein grandioser Musiker mit brillanter Band
Und so ein grandioser Musiker tritt natürlich mit einer brillanten Band auf - Aaron James (Bass), Emanuel Harrold (Schlagzeug) sowie besonders herausragend: Saxophonist Yosuke Sato und am Flügel Chip Crawford. Bereits mit seinem dritten Album ist der Jazzsänger auf dem Markt, für das er das Label (Blue Note) wechselte, aber „Liquid Spirit“ ist nach dem gleichen Konzept wie sein gefeiertes Debüt „Water“ (2011) und das ein Jahr später erschienene „Be Good“ komponiert und zusammengestellt. Dabei war eine Karriere als Sänger gar nicht geplant. Als eine Verletzung seine hoffnungsvolle Laufbahn als Footballspieler beendete, begann Gregory Porter damals sich in den Jazzclubs von San Diego herumzutreiben. Dort fand er bald zu einer Musik, wie man sie lange nicht gehört hatte. Seine Jazzsongs wird man hoffentlich noch lange hören.
So beispielsweise in Hamburg beim „Elbjazz-Festival“ am 25. Mai 2014 oder bei den „Leverkusener Jazztagen 2014“ am 10. November.