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Unter der Oberfläche hoch hinaus

"Unter the Surface" im Bunker Ulmenwall

Bielefeld, 29.01.2022
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Die niederländische Band „Under the Surface“ war schon in vielen Ländern des Nahen Ostens, in Zentralasien, in Nord- und Südamerika, in China und Indonesien auf Konzertreise – nur Deutschland fehlte bislang noch auf der Landkarte. Jetzt haben Sanne Rambags (vocals), Bram Stadhouders (Gitarre) und Schlagzeuger Joos Lijbaart im Bunker Ulmenwall diese Lücke aufgefüllt. Diese Klangwelt lässt einen so schnell nicht mehr los...

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https://nrwjazz.net/jazzreports/2022/Unter_the_Surface_at_Bunker_Ulmenwall,_Bielefeld/

„Wir begeben uns heute unter die Oberfläche“ spielte Frank Ay, der künstlerischer Leiter auf diese Band an und baute zugleich eine Schnittmenge zu dieser Spielstätte in Ostwestfalen und seiner ästhetisch Programmatik an. Aber das nun kommende Musik- und Klangerlebnis erhob sich über Schnittmengen und Kategorien, so dass auch die Nacherzählung im Rahmen eines Konzertberichts vage bleiben muss.

Die Schwebeklänge, Sphären-Harmonien, vor allem die riesige Räumlichkeit, welche Stimme plus Gitarre plus Schlagzeug produzieren, ziehen nicht hinunter, sondern lassen die Musik in den Himmel aufsteigen. Dafür zeichnet vor allem das „vierte Bandmitglied“ verantwortlich – nämlich der Tonmeister Ted Masseurs. Er steuert ausgiebig vor allem den Reverb und macht damit den Hörraum derartig weit und groß, dass man sich in einer Kathedrale und nicht wie in einem ehemaligen Luftschutzbunker wähnt.

Mitbringsel aus fremden Kulturen

Noch höher hinaus reicht in diesem Klangambiente die musikalische Ideenwelt in diesem Trio. Gitarrist Bram Stadhouders Gitarrenspiel ist allein schon eine Stimme für sich. Niemals mit zu vielen Tönen markieren seine Improvisationen Traumgebilde im weiten Universum. Schlagzeuer Joos Lijbaart steuert die Prozesse in letzter Instanz, was in jedem Moment von einem ganzheitlichen Bewusstsein für die diesen freien Kosmos zeugt. Sanne Rambags, wie in Trancezustand wirkend, zeigt vieles, was in punkto Stimmbeherrschung denkbar oder eben undenkbar bislang schien. Was nie circensisch oder akrobatisch wie bei vielen anderen, sondern von souveräner Empfindsamkeit durchdrungen wirkt. Entfesselte expressive Gesten schließt dies nicht aus, auch nicht, die Gesangslinie mal in ein Folksong-Fragment münden zu lassen.

Einer Zeremonienmeisterin gleich, greift sie zwischendurch zu einem eigenartigen Instrument: Auf einer runden Scheibe sind Metallstäbe montiert, die mit einem Kontrabassbogen gestrichen werden, was metallische Flagolettöne hervor bringt. Auch sind kostbare Mitbringsel von den ausgedehnten Weltreisen des Trios im Einsatz: Der Gitarrist bedient phasenweise eine bolivianische Charango und ein traditionelles Saiteninstrument aus Zentralasien. Sanne Rambags setzt sich manchmal auf den Boden und begleitet ihren Gesang mit einem kleinen Harmonium, welches in religiöser nordindisch-pakistanischer Musik vorkommt und in der westlichen Welt etwa durch Nusrat Fateh ali Khan berühmt wurde. Aber: „Under the Surface“ machen hier ihrem Bandnamen Ehre. Einflüsse ihrer ausgiebigen Weltreisen werden nicht zitiert oder kopiert, stattdessen wirkt die Magie und Mystik vieler besuchter Orte auf einer unterbewussten Ebene. Das ist unmittelbar spürbar und sorgt dafür, dass alles, was in den beiden Sets passiert, weder abstrakt oder schroff daherkommt, sondern durch viel lyrische Zartheit berührt.

Es geht um das Gefühl der Freiheit

Exotische Sufi-Trancemusik? Ambient? Frei improvisierter ECM-Jazz der alten Schule? Post-Rock? Wie beim Reisen geht es in Musik um das Gefühl von Freiheit. Der Sound von „Under the Surface“ entschwebt beständig jedem Versuch der Kategorisierung.

Vielleicht deswegen gab der Tonmeister Ted Masseurs vor und nach dem Konzert einen hilfsweisen Referenzrahmen fürs Publikum vor: Eine eingespielte Soloplatte von Arve Henriksen bereitet vor dem Beginn sozusagen die Startrampe vor. Eine Aufnahme von John Hassel/Brian Eno verhalf zur weichen Landung hinterher, nachdem die letzte Zugabe verklungen war.

Bislang hat „Under the Surface“ zwei CDs vorgelegt, in denen das offene Konzept sehr unterschiedliche Ausprägungen erfährt. Aktuell ist ein drittes Album in Arbeit, auf dem erstmals auch stärker durchkomponierte Strukturen Einzug gehalten haben. Ebenso bleibt es nicht bei diesem einzigen Auftritt im Lande: Auf dem Morgenland-Festival in Osnabrück, welches in diesem Jahr zwischen dem 4. und 18. Juni stattfindet, werden Sanne Rambags (vocals), Bram Stadhhoudeser (Gitarre) und Schlagzeuger Joos Lijbaart eine weitere, vermutlich wieder ganz anders klingende Kostprobe ihrer Fantasie abliefern. Wir geben den aktuellen Termin zeitnah bekannt….

Band-website

Under the surface (triounderthesurface.com)

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