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UND ES HAT PENG GEMACHT

Festival Nachlese Vol. 1

Essen, 10.10.2023
TEXT: Peter E. Rytz | FOTO: Peter E. Rytz
Das PENG-Festival-Kollektiv gibt sich zur siebten Ausgabe 2023 erfreulich selbstbewusst - und offen. Von ihren Gründerinnen vor allem als Frauenfestival - Frauen zu fördern, die noch immer, trotz der großen Fortschritte der Gleichberechtigung im Jazz, unterrepräsentiert sind - konzipiert, versteht sich das Festival inzwischen als eine Freiheitsnummer größer. Nämlich, einen Rahmen schaffen, der frei ist von jeglichen Strukturen der Unterdrückung, Macht und Dominanz.
Die Konzerte in der Essener Maschinenhalle präsentieren sich mit einer entsprechend wohltuenden Leichtigkeit des Seins. Musiker sind in den von Frauen geleiteten Bands - Olga Reznichenko, Barbara Barth und Sun-Mi Hong – paritätisch vertreten. Angesichts der in den letzten Monaten teilweise reichlich überstrapazierten Betonungen von Gender-Gerechtigkeit und Identität überzeugen die Konzerte mit dem, was den Jazz ausmacht. Gemeinsam, notiert oder improvisiert, jazzig aufgeräumt, teilweise mit überraschender Selbstverständlichkeit authentisch mit ihren Sounds zu beeindrucken.

Liebe auf den ersten Blick 

Das Spiel der Pianistin Olga Reznichenko referenziert klassische Sonatenformen mit einem souveränen Jazz-Gestaltungsausdruck. Melodiös fließend wie enervierend betonend, getragen von Lorenz Heigenhubers vollmundig gestimmten Kontrabass und von Maximilian Stadtfelds manifesten Drumming. Dass die launig verbreitete Erzählung von der Liebe auf den ersten Blick, als sich Olga Reznichenko und Theresia Philipp 2021 zum ersten Mal trafen, glaubt man nach dem Konzert im Maschinenhaus in Altenessen sofort. Von manchen überschäumend mit Millenials Überband bezeichnet, hält sie einer kritischen, musikalischen Qualitätsbewertung durchaus stand.
Philipp, ausgezeichnet mit dem WDR Jazzpreis, groovt mit einer ungemeinen Geschmeidigkeit. Ihr Spiel fügt dem Spirit der vom Reznichenko Trio 2020 eingespielten CD Somnambule einen phrasierend aufmischenden Sound hinzu. Philipp transzendiert die Kompositionen von Reznichenko in einen klangfarbig extraordinären Sound-Kosmos. 
Mit vergleichbarer Überzeugung präsentiert Barbara Barth eine Auswahl von Songs ihrer 2021 mit Sebastian Büscher (Tenorsaxophon, Bassklarinette) und Veit Steinmann (Cello, Elektronik) veröffentlichten CD All or nothing at all. Ein programmatisches Alles-oder-nichts, das konsequent vokal dominierten Soundlinien folgt. Es sind überwiegend von Barth arrangierte Querbeet-Kompositionen unterschiedlicher Musikgattungen. Büschers Saxophon parliert mit Barths nobel ausgebildeter Stimme in ebenso formidabler Fülle, wie das ambitionierte Cello von Steinmann, unterlegt mit Electronics.

Ausgereifte Gesangskultur

Gefühlvoll und emotional, energetisch und ausdrucksstark, brilliert Barth mit einer technisch ausgereiften und virtuosen Gesangskultur. Ihre facettenreichen Stimme, die scheinbar mühelos instrumentale Klangdimensionen umfasst, triumphiert über übliche Rollenklischees mit alternativen Soundraum-Vermessungen. Klassische Mehrstimmigkeit kontrastiert akustische Passagen im Zusammenspiel mit Büscher und Steinmann in einer seltenen Kollaboration von Vokalistin und instrumentalistischem Material. 
Ergänzt durch Kompositionen, die in den letzten Monaten im Rahmen einer Förderung entstanden sind, wie die von Büscher zu Gedichten von Emily Brontë, verbinden das Trio romantische Poems mit einem musikalische reflektierten Blick von heute.
Gegenüber diesen von sehr eigenen, authentischen Songs geprägten Konzerten könnte der Kontrast mit der von den PENG-Aktivistinnen hochgelobten Schlagzeugerin Sun-Mi Hong kaum größer sein. Die zusammen mit Nicolò Ricci ( sax), Alistair Payne (tp), Chaerin Im (p) und Alessandro Fongaro (b) zelebrierten Improvisationen hören sich wie ein verschleierter Griff in die Improvisationsmottenkiste an. Alles schon und immer wieder quälend langweilig durchgenudelt.
Unter Strich bleibt trotz kritischer Einwände festzuhalten, dass die Musik für sich steht. Sie darf gut, spannend, langweilig, wild, laut, verwirrend beglückend empfunden werden.
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