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"...unbound"!

Lars Duppler Trio im Dorstener LEO

Dorsten, 14.03.2022
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Der Publikum im Dorstener LEO ist familiär genug, sodass Zuhörende schnell ins Gespräch miteinander über das soeben Gehörte kommen. Ein Fazit überwog einmal mehr beim FineArtJazz- Konzert des Lars Duppler Trios: Ein Jazzkonzert ist immer ein Unikat und nie genauso wie das andere. Und man kann angeregt über unerwartete Erlebnisse diskutieren, etwa darüber, wie ein Moog-Synthesizer in einer Jazzcombo funktioniert.

Verlass war auf Lars Duppler (key), Denis Gäbel (sax) und Jens Düppe (dr) an diesem Abend auf eins: Dass hier so noch nicht vorgekommenes und genauso so nicht nochmal stattfindendes zu hören war. Denn so etwas ist die Folge, wenn Improvisation als Grundsubstanz und Dauerzustand lebt und ernst genommen wird. In aufgeklärter Diktion des modalen Jazz haben sich die drei an diesem Abend mächtig viel zu sagen. Zugegeben, manchmal konnte man sich schon in diesem nie versiegenden Fluss aus Tönen verlieren. Aber gerade das macht den Reiz aus, um die ganze Magie von Improvisation zu erfassen. Reich belohnt wird, wer sich in Details einhört, tonale, oft polytonale Verschachtelungen aufspürt, die dahinter liegende Logik und deren kreative Durchbrechung erfasst, sich von die vielen Ideen, die der Moment hervorbringt, mitreißen lässt.

"Plastiktüten-Poesie"

Duppler spielt ein Fender Rhodes aus den 1970er Jahren sowie einen Moog-Prodigy-Synthesizer, der ebenso aus dieser Zeit stammt und so klingt. Er nutzt sein Instrumentarium puristisch und in bestem Sinne „pianistisch“, was einer großen Bandbreite zwischen dem Virtuosen und Atmosphärischen dienlich ist. Denis Gäbel spielt an diesem Abend Sopran-, Tenor-, Altsaxophon und Bassklarinette. Vor allem auf dem Sopran strahlt und leuchtet es in alle Richtungen, wenn er seine Bepop-beinflussten Phrasen entwickelt, damit den energetischen Klangmassen des Keyboarders Paroli gibt. Wenn er die Ideen, welche ihm Schlagzeuger Jens Düppe zuspielt, neugierig einfängt. Düppe, der für Präsenz und hellwache Artikulation nie zu viel Lautstärke braucht, zeigte sich einmal mehr als Meister für den Gesamtüberblick – er vergleicht seine Aufgabe gerne ja auch mit der eines Dirigenten. Oder doch eher eines Malers? Manchmal trägt er besonders weiche Klangfarben auf, die sich bei einem poetisch wirkenden Spiel mit in der Luft zusammengeknüllten Plastiktüten ergeben.

Diese Musiker haben Bilder im Kopf

Die Stücke gehen in unterschiedliche Richtungen, verästeln sich, bleiben aber geerdet und melodiös greifbar, zeigen in jedem Moment, dass die drei Musiker genug Bilder im Kopf als Ausgangspunkt für ihr Tun haben. Nach vielen belebenden uptempo-Nummern kommen nach der Pause „cineastische“ Aspekte zum Zuge. Duppler hatte unlängst eine Filmmusik für eine Produktion seines Bruders, der Regisseur ist, komponiert - eine lyrisch-meditative Nummer, bei der Denis Gäbel diesmal mit einer Bassklarinette die Klanglandschaften auslotet. Duppler erläutert die Vorlage fürs Kopfkino: Man stelle sich in der „Rooftop Serenade“ vor, irgendwo über den Dächern von Berlin abzuhängen.

In einer sich daran anschliessenden Rumba wiegt das Trio sein Publikum in einen angenehm tiefenentspannten Trancezustand. Aber dann geben auch wieder herrlich temperamentvolle Nummern in immer neuen rhythmischen und harmonischen Strukturen der fantasievollen Spiellust der drei endlos Nahrung…

Neues Album!

Viele Stücke kamen an diesem Abend vom brandneuen Album „Unbound“ – und jeder im LEO konnte sich an diesem Abend überzeugen, dass dieser Titel Programm ist. Und es ist eine gute Wahl, dass die drei das Album auf dem noch jungen, von Janning Trumann gegründeten Label „Tangible Music“ heraus gebracht haben. Denn hier nehmen viele Protagonisten vor allem aus der Kölner Szene die Zukunft des Jazz selbst in die Hand.

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