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Umbau im domicil

Amsterdam Klezmer Band

Dortmund, 09.04.2011
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese

„Saal unbestuhlt“ stand zu diesem Konzert im Programmheft des „domicil“. Im Saal aber waren Stuhlreihen aufgebaut und ruckzuck auch besetzt. Das aber gefiel Job Chajes, dem Kopf der Amsterdam Klezmer Band, nicht. Weil es vor allem den vielen Bewegungswütigen unter den vielen Zuhörern im Saal nicht gefiel. Sie brauchten, sie wollten Platz zum Tanzen.

Und so stoppte Job Chajes nach wenigen Stücken Musik kurzerhand das Konzert. Und fand einen guten Kompromiss. Eine Saalhälfte wurde von den Stühlen befreit, die andere Hälfte blieb bestuhlt.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die sieben Musiker aus Hollands Grachtenmetropole das ebenfalls im „domicil“-Programmheft abgedruckte Motto des Abends schon längst umgesetzt: Klezmer, Polka, Spaß.
Das Septett, das im Rahmen der jüdischen Kulturtage NRW in Dortmund auftrat, hat auch die beseelte Variante der Klezmermusik, dieser über Jahrhunderte entwickelten jüdischen Volksmusik, im Repertoire. Für Momente wurde es besinnlich im „domicil“. Wenn dann Alec Kopyt aus Odessa, der einzige Nichtholländer in der Band, zum Gesang ansetzte, konnte es sogar leicht melancholisch werden.
Kurzzeitig, denn Band wie Publikum waren auf Feiern eingestellt. Etwa mit „Geen Sores“, einer Hochgeschwindigkeits-Polka mit auf Jiddisch sprechgesungenen Textzeilen, die wie viele Stücke des Abends vom nagelneuen Album „Katla“ stammte.

So heißt übrigens einer der aktivsten Vulkane auf Island. Und die Amsterdam Klezmer Band entpuppte sich als hocheruptive Combo. Mit einem Feuerwerk an ungeraden Metren, Melodien und Rhythmen vom Balkan, Jazz, aber auch orientalischem Flair wie in „Desert Banjo“, wo der Bassist tatsächlich zum Banjo griff und der Akkordeonist zum Perkussionisten mutierte.

Ansonsten trieben die vier Bläser und der Rest des Septetts in den abwechselnd instrumentalen und gesungenen Liedern die Musik und das tanzende Publikum unermüdlich immer weiter voran. Und animierten mit ihrem Mix aus unterschiedlichen Musiktraditionen und Rhythmen vor allem zu einem: zu völliger Ausgelassenheit.

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