Bild für Beitrag: Uli Land + Camatta LOVE Quartett | Die Hölderlin-Maschine
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Uli Land + Camatta LOVE Quartett

Die Hölderlin-Maschine

Essen, 28.03.2018
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Der Schriftsteller und Hörspielautor Uli Land und das Camatta LOVE Quartett führen das Publikum mit einer szenischen Lesung und Musik in das Turmzimmer von Friederich Hölderlin.

Im Maschinenhaus (der Zeche Carl) Essen liest Uli Land Gedichte von Hölderlin und wird dabei musikalisch unterstützt von Florian Walter – Altsaxophon,Felix Carlos Fritsche – Bassklarinette,Johannes Nebel – Kontrabass und Simon Camatta – Schlagzeug.

Die Musik des Camatta LOVE Quartetts unterstreicht und betont die Texte auf kongeniale Weise. Seien es die elegischen Töne eines Duetts von Kontrabass und Bassklarinette oder seien es die unruhige und raue Töne von Schlagzeug und Altsaxophon, seien es lange Drones über die gesprochen wird oder seien es zerfahrene Klänge, immer korrespondiert die Musik mit den Texten. Besonders Florian Walter und Simon Camatta setzen an Altsaxophon und Schlagzeug viele “extendet technics“ ein, um den Klang ihrer Instrumente zu erweitern. Die Musik ist vor allem in ruhigen dunklen Tönen gehalten, entsprechend der ernsten Texte. Aber es gibt auch Worte des Aufbruchs und des Jubels in der Natur, die von einer lebhaften Musik getragen werden. Improvisationen im Grenzgebiet von Jazz und Neuer Musik schaffen eine Basis für die Texte des großen Dichters, der sich zwischen Klassik und Romantik bewegte.

Uli Land liest stehend die Gedichte von Hölderlin vor, die dessen Sehnen, Hoffen, Bangen und Verzweifeln wortmächtig ausdrücken. Dann wechselt er an einen kleinen Tisch und liest aus den Briefen an die „verehrungswürdige Mutter“ vor. Tragischen Zeugnisse einer Sprachlosigkeit, die der Dichter wieder und wieder versucht zu überwinden und immer scheitert. Oft nur ein Satz oder eine hilflose Phrase, von einem Mann des Wortes. Uli Land liest die Briefe mit zögerlichen unsicheren Worten und gibt so der gepeinigten Seele eine Stimme.

Wenn die kurzen Zeilen aus den Briefen erklingen, verstummt die Musik. Dieses Wechselspiel von den wortmächtigen Gedichten und den sprachlosen Briefen erzeugt eine ganz besondere Spannung.

Aber damit dieses Szenario sich nicht abnutzt, wird es zwischendurch unterbrochen und Uli Land zitiert etwas seitlich stehend aus den Briefen und die Musik spielt leise weiter. Die Musiker und der Sprecher sind auf engstem Raum beieinander, so eng wie in einem Turmzimmer. Das Publikum sitzt auf der Treppe und auf der kleinen Empore und hat eine intime Nähe zur Lesung und zur Musik. Wie aus der Zeit gefallen, sitzen die Zuhörer*innen bei Hölderlin im Turmzimmer. Aber es ist keine Reise ins 19. Jahrhundert, es ist eher eine Reise in die Innenwelt eines Menschen, in die innere Welt des Friedrich Hölderlin. Uli Land drückt mit seiner Artikulation all die Stimmungen des Dichters aus. Aber ist vor allem die Musik, die sowohl die feinsten und zartesten Stimmungen, wie auch die ekstatisch jubilierenden Ausbrüche wieder gibt.

Mit dem berühmten Hölderlin Gedicht An die Parzen wird die szenische Lesung beendet:

„Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
Daß williger mein Herz, vom süßen
Spiele gesättiget, dann mir sterbe.

Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht
Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;
Doch ist mir einst das Heil’ge, das am
Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen,

Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!
Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel
Mich nicht hinab geleitet; Einmal
Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.“

Jazz und Lyrik haben eine lange Tradition, von den Lesungen Jack Kerouacs oder Allen Ginsburgs in Greenwich Village bis zu den Günter Grass Lesungen mit dem Free Jazzer Günter Baby Sommer. Aber bei den Hölderlin-Maschine wechselt nicht Lyrik mit Musik, sondern hier sind Text und Musik miteinander verwoben und bilden etwas Gemeinsames. Dies schafft eine ganz besondere ästhetische Erfahrung.

Es bleibt zu hoffen und wünschen, dass dieses gemeinsame Projekt des Schriftstellers Uli Land und der Musiker des Camatta LOVE Quartetts noch an anderen Orten aufgeführt wird. Es wäre z.B. eine Aufführung in einem kleinen freien Theater vorstellbar oder auch im Kölner LOFT.

http://simoncamatta.de/

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