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Überwältigung durch pures Können

Ralph Alessi Trio in Krefeld

Krefeld, 22.03.2023
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Der US-Trompeter Ralph Alessi, Pianist Florian Weber und der Schlagzeuger Mark Ferber bilden das Trio Umbra. Der Jazzklub Krefeld hatte die Weltklasse-Combo zu einem Gastspiel ins Glasfoyer eingeladen. Überwältigung durch pures Können war vorprogrammiert!

Improvisation heißt, einen Moment aufzugreifen und diesen in etwas Neues, Großes zu verwandeln. Einer der faszinierendsten Aspekte des Konzertabends im Glasfoyer des Krefelder Theaters resultiert aus einem kleinen Missgeschick: Da hat eine hohe Taste des Flügels kurzfristig seine exakte Stimmung verloren, was schon einmal passieren kann. Wo viele sofort das Konzert unterbrechen, den Veranstalter verklagen oder panisch nach einem Klavierstimmer rufen, bleibt Pianist Florian Weber völlig tiefenentspannt.

Mit verspieltem Charme passt er seine Soli diesem Umstand an, indem er die „falsch“ klingende Taste eben nicht zu vermeiden versucht, sondern umso pointierter im Spielflow aufleuchten lässt. Mehr noch: Trompeter Ralph Alessi bekommt dadurch ebenfalls Spaß am Spiel mit mikrotonalen Schwebungen. Oder hatte er vielleicht doch vorher den Flügel manipuliert? Klares Nein, auf Anfrage nach dem Konzert! So werden Liveabende zu Unikaten. Die Interaktion des Ralph Alessi Trios ist vom ersten Moment an sensationell, voller Dichte und Reibung. Das verbindenende Elemente zwischen den drei Musikern erschließt sich oft erst auf höherer Abstraktionsebene. Verblüffend: Die Ideen zu den Stücken sind erstaunlich detailliert auskomponiert, darauf deuten die Notenblätter auf der Bühne hin.

Hypnotischer Konsens

Keine Frage: Das ist komplexe Musik für Fortgeschrittene und dem Publikum im Glasfoyer gilt ein hohes Kompliment für konzentrierte Zuhörleistung. Ralph Alessis Trompete und die Kompositionen, die dahinter stehen, sind der Ideengeber. Spontan, fast beiläufig spielt er drauflos, aber schon in kurzen Tonfolgen brennen gleißende Ideenfeuerwerke ab. Schlagzeuger Mark Ferber und der Pianist Florian Weber stürzen sich auf diese Ideen, verwandeln die Bälle, die ihnen zugespielt werden - und das wiederum produziert einen Konsens, der sich in jedem Stück aufs neue hypnotisch steigert. Gerne überlässt Ralph Alessi das Feld seinen beiden Partnern, die sich dann mit riesiger Fantasie und rhythmisch spektakulären Interaktionen der Sache annehmen.

Reich belohnt wurde das Publikum für seine Bereitschaft, sich tief auf diese virtuose Wunderwelt zu konzentrieren – mit einer hinreißend lyrischen Zugabe. Und ja: Das gewisse Etwas in diesem filigran lyrischen Abgesang zauberte wieder ein merkwürdiger Ton, der sich wie aus einer fernen Märchenwelt einschlich. Die leicht verstimmte Flügeltaste machte es möglich.

Der US amerikanische Trompeter Ralph Alessi stammt aus der Bay Aerea von San Francisco, studierte bei Charlie Haden und ist heute in der New Xorker Szene aktiv. Ebenso tritt er als engagierter Lehrender in Erscheinung, der sogar eine eigene Bildungsinstitution, die School for Improvisational Music in Brooklyn NY ins Leben gerufen hat. Mit dem Pianisten Florian Weber steht er in einer geradezu symbiotischen Beziehung. Als neue, bereichernde Komponente ist der Schlagzeuger Mark Ferber hinzu gekommen, dessen spektakuläre Finesse gepaart mit tiefem Verständnis das aktuelle Trio des US-Trompeters komplettiert.

Vorschau International Jazz Day

Schon jetzt freut sich der Jazzclub Krefeld das Doppelkonzert auf der Burg Linn am 30. April anlässlich des „International Jazz Day“. Mit diesem bricht die UNESCO seit 12 Jahren eine Lanze für die Rolle des Jazz als kultureller Appell für Toleranz, was gerade unter aktuellen Zeitumständen umso wichtiger erscheint. Den Auftakt des Abends liefert das Andreas Veit Quartett, danach folgt das Trio des US-Amerikaners David Murray - einer der vielseitigsten und wichtigsten Saxophonisten des modernen Jazz.

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