Triosence im Dorstener LEO
Eine starke Stimme
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Triosence kann man schon gut und gerne als deutschen Jazz-Export bezeichnen. Jenes spielfreudige Klaviertrio um den Pianisten Bernhard Schüler ist mittlerweile schon weit gereist und hat nicht zuletzt auch Zuhörer in Japan für europäischen Jazz begeistern können. Kein Wunder - die musikalische Farbe dieser Formation ist in positivem Sinne eingängig und demonstriert einmal mehr, dass Jazz vor allem Bühnenmusik ist, die von leibhaftig agierenden Spielern hautnah vermittelt wird. Die zahlreichen CDs von Triosence können da immer nur einen hinführenden Charakter haben. Qualitäten wie diese schienen sich auch vor dem Konzert von Triosence im Dorstener LEO gut herumgesprochen zu haben, denn viele Jazzfreunde waren auch von weither angereist.
Und so geht es lebendig nach vorn vor ausverkauften Rängen! Vor der Pause vielleicht etwas zu gefällig-überraschungsarm, im zweiten Teil dann sehr spontan und wechselvoll. Meist dominiert eine gut abgehangene Mischung aus Modern Mainstream gepaart mit allerhand Einflüssen vor allem lateinamerikanisch-brasilianischer Coleur. Das ist kein Zufall, weil Bernhard Schüler starke Bezüge zu diesem Land hat. Entsprechend weiß er in Dorsten so manche Anekdote über die schrägen Vögel aus der dortigen Musikszene zu berichten. Auf den Tasten legt er viel feinsinniges Erfinderpotenzial an den Tag - vor allem wenn es um weitgespannte, oft betont lyrische Melodik geht. Improvisieren im Jazz heißt nicht nur, fantasievoll Soli zu musizieren. Es bedingt auch oft, mal eben eine Lücke zu füllen, wenn eines der Bandmitglieder verhindert sein sollte. Und so sprang für den regulären Trio-Schlagzeuger an diesem Abend Tobias Schulte ein, der normalerweise im Edgar-Knecht-Trio trommelt. Und fühlt sich auf Anhieb herrlich intuitiv in die Bandchemie ein, erweist sich zudem als hellwacher detailverliebter Klangzauberer auf seinem Instrumentarium. Auch eine weitere Neubesetzung bei Triosence konnte einfach nur begeistern: Seit neuestem ist das herrlich singende, unbestechlich intonationssichere Bassspiel von Omar Rodrigues Calvo eine sichere Bank in dieser Formation. Calvo ist kein Unbekannter bei den Konzerten der Fine-Art-Jazzreihe: So zupft und streicht er auch im Ramon Valle-Trio und im Tingvall-Trio die tiefen Saiten.
Aber so charaktervoll und individuell diese „Neubesetzungen“ auch das Klavierspiel von Bernhard Schüler ergänzen – die Qualitäten von Triosence drücken sich vor allem in einer konsistenten gemeinsamen musikalischen Stimme aus, die sich niemals in solistischen Egotrips verzettelt.