Treibender Groove
Avishai Cohen Trio in der Philharmonie Köln
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Avishai Cohen hat sich wieder ein neues Trio aufgestellt – und das ist richtig, richtig gut. Ein mehr als begeistertes Publikum verließ nach dem Konzert die Philharmonie Köln. Aktuell besteht das Trio aus seinen langjährigen Begleitern Omri Mor am Piano, Itamar Doari an den Percussions und ihm selbst am Bass. Cohen steht nicht nur im Mittelpunkt auf der Bühne zwischen seinen beiden erstklassigen Triopartnern – er ist auch der Mittelpunkt dieser Musik mit seinem Kontrabass. Er verschmilzt fast mit seinem Instrument. Klopft und tätschelt es. Zupft und streichelt es und tanzt fast damit. Aber er ist nicht allein, denn die drei aus Israel stammenden Musiker spielen sich die musikalischen Bälle zu oder untermauern gegenseitig ihr Solospiel – allerdings vor allem das von Avishai Cohen. Sehr homogen ist dieses Trio. Perfekt geht alles ineinander wie bei einem Uhrwerk. Die Arrangements von Cohen lassen absolut nichts zu wünschen übrig.
Das Programm des Abends heißt „From Darkness“, so wie seine letzte CD. Daraus spielen die drei auch „Amethyst“ und „Ballade for an unborn“. Aber auch „Calm“ aus der Veröffentlichung „Duende“ oder „Seven Sees“ aus dem gleichnamigen Album aus 2011. Jedes Stück eine ganz spezielle Melange. Treibend, groovig und im ganz eigenen Stil. Mit dem Album „Lyla“ aus dem Jahr 2003 hatte Avishai Cohen sozusagen eine Zäsur in seine Karriere gesetzt. Klassische Musik und die Folklore seiner Heimat – die Musik des Vorderen Orients – hatten ab da stärkeren Einfluss auf seine Musik. So springt er von einem Element zum anderen und der scheinbar holprige, allerdings absolut präzise gebrochene Groove windet sich in einen Höhepunkt mit ganz speziellen Melodien. Sein Entdeckergeist ist in jedem Stück zu spüren. Die Stücke aus den diversen Alben sind aber in der Philharmonie wiederum in einem ganz neuen Gewand – denn Stillstand oder Wiederholungen gibt es bei Avishai Cohen nicht.
Der israelische Bassist Avishai Cohen wird 1970 in dem Kibbuz Kabri im Norden Israels geboren. 1984 zieht die Familie in die USA, wo er den ersten Kontakt mit der Jazzmusik hat. Zunächst hatte er als Neunjähriger mit dem Klavierspiel begonnen – auch davon gab es in der Kölner Philharmonie eine Kostprobe – und spielte in der Jazzband seiner Highschool Bassgitarre. Erst mit 20 Jahren kauft er sich seinen ersten Kontrabass und schreibt sich 1992 in der New School of Music in New York ein. Vier Jahre später kontaktiert er – Chick Corea. Und in dessen diversen Formationen spielt er. Die Lösung von Chick Corea führt zur Konzentration auf seinen eigenen Stil. Der ist ganz eigenständig und wiedererkennbar. Und nicht nur sein Spiel auf dem Kontrabass ist so perfekt wie seine Kompositionen. Bei einem Stück ergreift er das Mikrofon und singt mit brillantem Timbre. In einer Zugabe geht er an den Flügel und Dorai und Mor übernehmen den Percussion-Part. Der 1983 in Israel geborene Omri Mor bekam mit elf Jahren den ersten Klavierunterricht. Er spielt in diversen Ensembles – u. a. mit Drummer Karim Ziad und im algerischen Chaabi Orchester „El Gusto“. Itamar Dorai stammt ebenfalls aus Israel und kam schon früh mit verschiedenen musikalischen Traditionen in Kontakt. Durch seine Vielseitigkeit ist er mit verschiedenen namhaften Musikern zusammen, so spielte er erst im Juni diesen Jahres zusammen mit Avi Avital, Omer Avital und Yonathan Avishai in der Kölner Philharmonie.
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