Traumwandlerisch
Marcin Wasilewski Trio im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Slawomir Kurkiewicz hätte sich eigentlich ein paar schöne Tage in Dortmund machen können. Mit Tomasz Stanko war er nämlich gerade erst im „domicil“. Und nun, am Freitagabend, packte er seinen Kontrabass bereits wieder aus in dem Jazzclub an der Hansastraße, dieses Mal jedoch als Mitglied des Trios des Pianisten Marcin Wasilewski.
Der, wie auch Kurkiewicz und Schlagzeuger Michal Miskiewicz, bildete eine ganze Zeit lang die Band des polnischen Trompeters. Stanko hievte das Trio so richtig auf das internationale Jazz-Parkett. Aber schon seit Anfang der Neunziger Jahre, noch zu Studentenzeiten, macht das Wasilewski Trio gemeinsam Musik. Was man hört!
Traumwandlerisch das Zusammenspiel. Eine totale Kommunikation untereinander, intuitiv und ohne Hierarchien der Instrumente, kennzeichnet die Kunst der drei Polen. Die steckt voller lyrischer und romantischer Wendungen ebenso wie sie von poetischer Einfachheit und einem klaren und schönen Klang gekennzeichnet ist.
Hier wollen drei Ästheten einfach starke Melodien und Ideen verdichten zu einer eigenen Klangsprache. Und ob es nun Fremdkompositionen sind, aus so unterschiedlichen Federn wie denen von Hanns Eisler, Hermeto Pascoal oder Paul Bley, oder die von Wasilewski geschriebenen Stücke – immer vereinen sich Klavier, Bass und Schlagzeug zu einer Klangquelle, die Klangfluss und Improvisationskunst ganz selbstverständlich miteinander zu verbinden versteht.
Musik zum Abschalten und Träumen? Ja! Musik zum Entdecken? Ja! Und auch Musik, die sich Wege außerhalb der Normen der Piano-Trios im Jazz sucht und mit der Eigenkomposition „Night Train To You“ gar einen echten Ohrwurm dabei hat. Ein großer Abend!