Transatlantic Trio in der Jazz Schmiede
Sternal – Grenadier – Burgwinkel
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Bereits eine Stunde vor Beginn steht eine lange Schlange vor der Düsseldorfer Jazz Schmiede. Kein Wunder, dass das Konzert von Sebastian Sternal (Piano), Larry Grenadier (Bass) und Jonas Burgwinkel (Schlagzeug) sehr schnell ausverkauft ist.
Den Pianisten Sebastian Sternal kennen viele ZuhörerInnen von seiner Großformation Sternal Symphonic Society, für deren CDs er zwei Echos bekommen hat. Nun hat er sich wieder auf die kleine Form besonnen und hat eine CD mit dem Titel Home mit einem Trio im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks eingespielt. Das Trio, dass er für seine Musik formiert hat besteht aus seinem Freund und Weggefährten Jonas Burgwinkel am Schlagzeug und dem amerikanischen Bassisten Larry Grenadier. Ein transatlantisches Trio.
Sebastian Sternal , der in seiner Musik bisher vor allem die europäische Tradition betont, mit deutlichen Anklängen von Neuer Musik und Klassik, hat auch ein Faible für amerikanischen Jazz. Diese Seite wollte er nun mit seinen Kompositionen ausdrücken, die Musik sollte körperlicher sein und viel Swing haben, deshalb fiel seine Wahl auch auf den in New York lebenden Bassisten Larry Grenadier. Dieser ist ein Fachmann für das Klaviertrio, hat er doch u.a. im anspruchsvollen Brad Mehldau Trio gespielt. Aber auch im Pat Metheny Trio hat er gespielt, ist mit Joshua Redman getourt und hat mit Charles Lloyd zusammen eine CD eingespielt. Als Solist hat er mittlerweile drei hoch gelobte CDs bei ECM veröffentlicht.
Das Trio beginnt sein Konzert in der Düsseldorfer Jazz Schmiede mit den Stücken Ocean und Go, die ineinander übergehen. Ocean beginnt balladenhaft und wird dann lebhafter. Go hat ein polyphones Thema über das die drei Musiker frei improvisieren. Sternal zeigt in dem polyphonen Geflecht von linker und rechter Hand, welch großartiger Pianist er ist. Schon vom ersten Stück an spürt man das traumhafte Zusammenspiel des Trios. Bei Go, und nicht nur dort,outet sich Sebastian Sternal als Fan von Oscar Petersson.
In den folgenden beiden Stücken Home (Titelstück der CD) und vor allem in Gravity kommt Larry Grenadiers Bass nun richtig zum tragen. Hier swingt der Amerikaner so, dass kein Fuß im Publikum stillsteht. In der folgenden Ballade Winter bringt Grenadier mit seinem Solo die Stimmung eines ruhigen Wintertages herüber. Jonas Burgwinkel , der in den vorherigen Stücken mit seinem Schlagzeugspiel eine dichte rhythmische Struktur schuf, setzt nun die Besen ein und hinterlegt das lyrische Klavierspiel mit sanftem Rauschen.
Alias,das letzte Stück vor der Pause, ist dem legendären Perkussionisten Don Alias (1939-2006) gewidmet. Don Alias hat in den 50ern in der Big Band von Dizzy Gillespie begonnen, hat dann später in der Band von Nina Simone gespielt und spielte auf den Alben Bitches Brew und Amandla von Miles Davies. Jonas Burgwinkel “schlüpfte in die Rolle“ von Don Alias und überzeugt mit spannenden rhythmischen Figuren.
Nach der Pause geht es weiter mit Kompositionen von Sebastian Sternal aus dem Album Home. Nach dem offensichtlich vom Dschungelbuch inspirierten Stück mit dem seltsamen Titel Balloo Boo Boo, folgt Sand, ein Stück mit ungewöhnlicher Rhythmik.
Im zweiten Set gibt es auch einen Standart: All Of You von Cole Porter. Aber ebenso wie bei den Eigenkompositionen von Sternal ist auch dieses Stück nicht nur Swing geprägt, sondern auch von Sternals Abstraktion und seiner Affinität zur Klassik/Neuen Musik, so entsteht eine Art von “europäischem Swing“.
Als Zugabe spielt das Trio den Twin Song, den achtmonatigen Neffen des Komponisten gewidmet.
Ein großartiges Konzert, drei virtuose Musiker, die sich aufeinander einlassen und in fast telepathischer Weise miteinander kommunizieren.
Viele glückliche Gesichter verlassen nach dem Konzert die Jazz Schmiede.
http://www.sebastiansternal.de/
Aktuelle CD:
Sebastian Sternal
: Home (Traumton / Indigo)
Weiteres Programm der Düsseldorfer Jazzschmiede:
https://www.jazz-schmiede.de/veranstaltungen/