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Herzschlag der Freiheit

Toxodon begeisterte im ORT

Wuppertal, 05.03.2025
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Kristina Zalesskaya

Dieser Abend im Wuppertaler ORT mit dem Trio Toxodon wurde zu etwas Besonderem: Mit feinsinniger Intensität bewies diese neue Band, dass freie Musik weit mehr kann als intellektuelle Abstraktion – sie setzte pure Schönheit im wahren Sinne frei. An diesem historischen Ort für improvisierte Musik positionierte sich ein Ensemble, das den kreativen Aufbruchsgeist dieses Raumes überzeugend ins Heute überführt.

Vor zwei Jahren trafen Simon Camatta (Schlagzeug), Salome Amend (Vibraphon) und Raissa Mehner (E-Gitarre) bei den Sessions des Moers-Festivals aufeinander und das wurde Anhieb zu einem Festival-Highlight auf der Annex-Bühne. Die drei blieben an der Sache dran, formten eine Band mit Alleinstellungsmerkmal und sind an zahlreichen darauf folgenden Auftritten weiter gewachsen. Geblieben ist eine unbändige Neugier auf die Möglichkeiten des Moments. Im konzentrierten Rahmen des Wuppertaler ORT klangen Toxodon noch feingliedriger als in Moers – ein Beleg dafür, wie der umgebende Raum als Resonanzkörper wirkt. Neben den konzentriert lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörern gehörten an diesem Abend auch die Holzskulpturen des belgischen Künstleres Peter Jaquemin zum stummen „Publikum“.

Im Abstrakten das Konkrete finden

Toxodons Interaktion ist vom ersten Ton an sehr fokussiert, wo andere oft viel mehr auf freie Aleatorik setzen. Alles wird von rhythmisch-perkussiver Rhetorik getragen, die wie ein Herzschlag allen filigranen Klangwelten eine Richtung gibt, aber diese auch episch weit aufspannt. Hier zeigt sich vor allem die Erfahrung von Simon Camatta , diesem kreativen Schlagzeuger mit Essener Wurzeln. Salome Amend, die zweite hellwache Rhythmikerin in dieser Konstellation, behandelt ihr Vibraphon bewusst ganzheitlich. Ihr Background ist deutlicher von der Neuen Musik als von Jazztraditionen geprägt, was der kreativen Dynamik des Trios zugute kommt. Raissa Mehners Gitarrenarbeit bildet das organische Klangzentrum – oft hintergründig mit subtilen Gesten, aber auch mit expressiven, auflodernden Soundgewittern.

In einem durchgespielt wurde nicht an diesem Abend. Die beiden langen Sets des Abends sind in klar definierte Stücke gegliedert, die sich dennoch - wie Salome Amend später im Gespräch betonte - weitgehend assoziativ ohne größere Vorausplanungen entfalten. Aus kleinsten musikalischen Zellen entwickeln sich Strukturen, die in Höhepunkten kulminieren, manchmal auch melodische Parts freisetzen – eine natürliche Konsequenz dieses gemeinsamen kreativen Atems. Die unkonventionellen Spieltechniken aller Beteiligten – vom Teelöffel auf Gitarrensaiten bis zum Reiben der Schlägel oder das Hüpfen von Pingpongbällen auf den Mallets erscheinen nie als experimentelle Gesten, sondern als natürlicher Teil einer organischen Klangsprache. Im Abstrakten das Konkrete zu suchen, darum geht es und das sorgte für viele tief berührende Momente.

Eine der spannendesten Neuentdeckungen

Nach zwei langen Sets und einer bemerkenswerten Zugabe blieb die Gewissheit, dass diese Formation, die aus dem "Versuchslabor" der Moerser Annex-Bühne hervorgegangen ist, zu den spannendsten Neuentdeckungen der gegenwärtigen Improvisationsszene zählt. Toxodon erkundet neue Wege – hellhörig und kenntnisreich musiziert, dabei emotional verblüffend zugänglich.

Der ORT ist nicht umsonst so benannt. Hier fand Peter Kowald seine Wirkungsstätte und seinen Wohnort, machte sich selbst zum "Improviser in Residence", um an der Prägung von Wuppertal als Epizentrum für kreative gesellschaftliche Aufbrüche mitzuwirken. Auch Peter Brötzmann wohnte nur wenige Schritte entfernt. Toxodon beherrschte an diesem Abend die hohe Kunst, eben nicht nur in solche Fußstapfen zu treten, sondern neue, eigenständige Wege für die Musik im 21. Jahrhundert zu erkunden.

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