Till Brönner & „My Piano Friends“ Klavierfestival Ruhr
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Pianisten gehören für ihn irgendwie immer zwingend zu einer Band, beginnt Gastgeber Till Brönner erste einmal von den Kollegen an den schwarzweißen Elfenbeintasten zu schwärmen. Um dann eine kleine Geschichte über Tastengigant Keith Jarrett zu erzählen, der gerne auch mal Konzerte abbricht, wenn jemand im Saal hüstelt.
Hier und heute dürfen sie ruhig Fieber und Erkältung haben, fügt Deutschlands Vorzeigetrompeter noch hinzu. So bricht man das Eis zum Publikum. Der erste warme Applaus beim Abschlussabend des Klavier-Festivals Ruhr in der ausverkauften Mercatorhalle ist Brönner sicher.
Dann gibt es endlich Musik. Mit „My Piano Friends“ ist dieser Abend übertitelt. Zum vierten Mal schon durfte sich Till Brönner Lieblingspianisten einladen. Der Amerikaner Joe Sample musste jedoch kurzfristig absagen, aber Ersatzmann Jacky Terrasson, der mit eigenem Trio schon Anfang Juni im Rahmen des Festivals in Essen auftrat (wir berichteten), verzückte auch mit dem Rhythmusduo des Abend, Bassist Christian von Kaphengst und Schlagzeuger Wolfgang Haffner.
Wie der Franko-Amerikaner bekannte Jazztitel zerlegt und neu zusammengesetzt, das steckt voller Spielwitz und Raffinesse. Und Terrasson musiziert dabei mit Augenzwinkern. Kurz mal eine Michael Jackson-Nummer in Juan Tizols ohnehin schon ganz frisch seziertes Stück „Caravan“ hineinlaufen zu lassen - da lacht das Herz beim Zuhören.
Nach der Pause stellt sich mit Vladislav Sendecki ein Spitzenpianist aus Polen vor. Erst ausgiebig solo als scheuklappenfreier, Genres ignorierender Ästhet am Konzertflügel, dann im Trio mit zwei Stücken seines berühmten Landsmannes Krzysztof Komeda und einer langsamen Verwandlung von Peter Gabriels „Don´t Give Up“ von der balladesken Hoffnungsnummer hin zum feinen Groove-Stück. Großartig.
Till Brönner gesellte sich zu beiden Bands jeweils für ein paar Nummern hinzu und unterstrich, welch versierter Trompeter er doch ist. Die beiden Pianisten alleine an zwei Flügeln am Schluss eines langen Konzertes brauchten dagegen eine ganze Weile und ein Thema von Monk als Basis für ihre Improvisationen, bis sie schließlich doch ein wenig zueinander fanden.
Aber das schmälert keineswegs das Fazit eines rundum gelungenen Ausklangs des diesjährigen Klavier-Festivals Ruhr.