Till Brönner & Dieter Ilg

Mit Kontrabass und Flügelhorn im Duo – Till Brönner und Dieter Ilg liegen voll auf einer Wellenlänge, wie sie bei ihrem Konzert in der Stadthalle Kreuztal bei Siegen unter Beweis stellten.

Die zwei Instrumentalisten führen einen Dialog auf Augenhöhe. Sie spannen einen Bogen von heute bis ins 16. Jahrhundert. Auf ihrer CD - von der die beiden Musiker in Kreuztal einige Stücke präsentierten - haben sie ein breites Spektrum an Genres belegt. Jazzstandards fehlen natürlich nicht, aber auch Musik aus der Gegenwart: „Scream & Shout“ - ein Nummer-1-Hit von will.i.am und Britney Spears. Der rote Faden ist eindeutig die Besetzung. Kontrabass und Flügelhorn – „ein brennbares Stück Holz und ein Stück Blech“, so Brönner - kommen vollkommen ohne weitere Instrumente wie Klavier oder Gitarre aus. Also keine Harmonien, kein Schlagzeug, kein Bläsersatz. Das funktioniert, denn beide sind hervorragende Soundmaler. Ob Solo oder im Zusammenspiel. Zwei Genies an ihren Instrumenten treffen sich zum kreativen Stelldichein. Sie spielen schon länger zusammen – seit rund sieben Jahren. „Aber wir hatten uns noch nicht ins Studio getraut“, verrät Brönner. Nun aber ist ihre CD im Studio auf Schloss Elmau in Krün – zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald – entstanden. Mit eigenen Stücken, wie „Nightfall“ sowie „Peng!Peng!“ und passend zum Allgäu: „Wetterstein“. Die Jazzstandards sind bei Till Brönner und Dieter Ilg wenig vertreten. Anders bei den beiden, die ebenso eine Konstellation wie Brönner und Ilg in den späten 1980er Jahren bildeten: Trompeter Clark Terry und Bassist Red Mitchell. Sie spielten allerdings hauptsächlich Stücke aus dem „Great American Sonbook“. Brönner und Ilg greifen da auf Ornette Colemans „Fifth of Beethoven“ oder Leonard Cohen und seinem „A Thousand Kisses Deep“ oder auch auf "Eleanor Rigby" der Beatles zurück. Ab und zu unterstützt Brönner sein Instrument mit Loops, Echos, Harmonizern und Midi-Sounds, was aber nur der intensiven Musik des Duos noch eine zusätzliche besondere Aura gibt.

Sie kennen sich schon seit 20 Jahren. Der eine – Brönner – stammt aus Viersen und lebt in Berlin, der andere – Ilg – ist Offenburger und lebt in Freiburg. Der eine redet gerne und viel, erzählt in Kreuztal von seinen Anfängen, von der Mädchenjazztanzgruppe an seiner Schule und seinem zufälligen Treffen am Vormittag im Brauhaus mit Kölner Karnevals-Urgestein Hans Süper. Bei seinen Konzerten gibt Brönner nicht nur gerne den Conférencier, sondern er singt auch. „Café com pão“ ein Bossa-Nova von João Donato ist dann das einzige Stück, bei dem er neben Flügelhorn und Trompete in Kreuztal seine Stimme zum Stück beisteuert. Das Lied ist auch auf seiner CD „Rio“ aus 2008. Brönner versucht beim Konzert in Kreuztal mehrfach den schweigsamen Ilg zum Reden zu animieren: „Die Leute gucken schon!“. Doch der bleibt unbeeindruckt. Aber letztendlich ist dann die Ansage zum letzten Stück von Dieter Ilg. Recht kurz, aber mit genauen Angaben, wo genau das „Ach bleib mit Deiner Gnade“ von Melchior Vulpius steht – nämlich auf seine 347 im Evangelischen Gesangbuch und im katholischen „Gotteslob“ auf Seite 463 – und fügt hinzu: „Mit viel Ökumene gäbe es Friede auf Erden“. Nach diesem sehr sakralen Stück bei dem das Flügelhorn klang, als spiele Brönner in einem großen Kirchenschiff, konnte auch nichts mehr kommen – es war ein warmer Schlusspunkt nach einem sehr abwechslungsreichen Konzert mit zwei besonderen Musikern. Brönner bezeichnete die beiden als „unsere kleine Straßenmusik-Band“ und die zieht noch bis Ende April auf ihrer „Nightfall“-Tournee durch die Hallen. In Kreuztal traten sie im Rahmen von „KreuztalKultur“ auf. www.kreuztal-kultur.de