Tief verwurzelt
Cantus live im Schauspielhaus Wuppertal
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann
22:00 im Nachfoyer des Schauspielhauses Wuppertal. Die kleine Bühne ist vollgestopft mit Instrumenten, Mikro- und Notenständern. 7 Musiker aus 3 Nationen werden dem Publikum gleich ihr Programm vorstellen. Jazz, basierend auf einer Musik, die weit vor der „Amerikanisierung“ der Musikkultur entstanden ist.
"Cantus" ist ein Projekt von Wolfgang Schmidtke und Peter Weiss . "Wir begeben uns auf eine musikalische Feldforschung und suchen in der Vokal-Tradition der beteiligten Länder nach Liedern/Songs, die als „musikalische Visitenkarten“ der jeweiligen Kulturen funktionieren.(...) Um so größer ist der Reiz, diese alten Vokal-Formen in eine zeitgenössische Musiksprache zu transferieren, die dann eindeutig als Jazz erkennbar ist.
Mit Hanka Rybka (Polen) und Paula Oliveira (Portugal) haben sich die beiden, gefühlvoll unterstützt von Joao Moreira (Portugal) – tp, Benjamin Schaefer – p und Dieter Manderscheid – b, zwei Sängerinnen ausgesucht, die in der jeweiligen Musiktradition ihres Landes tief verwurzelt sind, aber an diesem Abend ihre Wandelbarkeit demonstrierten.
Das Konzert allerdings begann zunächst instrumental mit einem Jazzarrangement des Volkslieds "Der Lindenbaum" und endete mit dem in deutsch gesungenen Lied "Es waren zwei Königkinder". Dazwischen gabs Adaptionen polnischer und portugisischer Lieder, mal Fado, mal polnisches Liedgut. Als Kontrapunkt zu dieser traditionell getragenen Musik steuerten die Instrumentalisten Jazzsoli bei, die die Flexibilität und Toleranz des Jazz dokumentierten.
Ein Konzert, bei dem die Jazzfraktion wieder mal bewiesen hat, dass Volkslieder heute auch anders klingen können als mit Humtata und Klatschmarsch. Schade nur, dass dies wieder nur die Jazzfans hören konnten.