„This one´s for Dinah“
China Moses im domicil
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Sie hatte ein aufregendes Leben. Sieben Ehemänner und zahlreiche Liebhaber nebenbei hat die große Jazzdiva Dinah Washington in ihren nur 39 Lebensjahren verschlissen. So wie China Moses das im „domicil“ erzählt, weiß man nicht genau, wie sie das findet. Aber die Musik der Jazzdiva, die findet sie gut. Drum heißt auch ihre aktuelle Platte und das Projekt des Abends „This one´s for Dinah“.
China Moses ist die Tochter einer ebenfalls großen, allerdings noch putzmunteren Jazzdiva: Dee Dee Bridgewater. Und von der Mama hat sie zweifelsohne das Showtalent geerbt. Als Entertainerin auf hohen Stöckelschuhen und im kurzen Designerkleid ist die Wahlfranzösin Spitze.
Gut zwei Stunden lang durchstreifen China Moses und das Trio des französischen Pianisten Raphael Lemonnier das Repertoire der Washington. Und machen gleich klar, dass es hier nicht um bloßes Kopieren der bekannten Songs geht.
China Moses sieht sich ohnehin nicht als Jazzsängerin und so macht sie aus ihrer Liebe zum Soul auch keinen Heil, interpretiert sie nicht nur den Klassiker „Cry me a river“ als echte Soulnummer.
Kraftvoll, fulminant, ausgelassen, so fegt China Moses bei diesem Auftritt des Klangvokal-Festivals meistens durch ihr Programm und holt nur zwischendurch ein wenig Luft. Etwa in der zauberhaft balladesken Bearbeitung von Dinah Washingtons größtem Hit „What a difference a day makes“.
Der Rest ist energievoller oder lamentierender Jazz-Blues. Und ganz am Schluss, nach mehreren stürmisch vom Publikum geforderten Zugaben, verabschiedet sich die sympathische und charismatische Sängerin mit dem schleppenden und dramatischen Abschiedslied „Goodbye“. Ein wunderbarer Schlusspunkt!