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The Nels Cline Singers im Stadtgarten

Köln, 12.03.2015
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam

Seit zehn Jahren ist Nels Cline Gitarrist der Indie Band Wilco. Er hatte sich nicht träumen lassen, einmal in einer bekannten Alternative Rockband zu spielen. Nels Cline gehörte zu den einflussreichsten experimentellen Gitarristen in Südkalifornien. Er hat mit Charly Haden und anderen Jazz-Freigeistern zusammen gearbeitet. Er bezeichnet sich selbst als ein Rock`n Roll Kid, beeinflusst durch die Musik von Coltrane und Monk, afrikanische Musik und dabei alle Vorstellungen von festen Stilen und Genres aufgegeben habe.

Im Kölner Stadtgarten spielen The Nels Cline Singers mit dem Drummer Scott Amendola, dem Bassisten Trevor Dunn (akustischer und E-Bass) und dem Multi-Perkussionisten Cyro Babtista. Der Name der Band ist reine Ironie, denn Gesang gibt es nicht, höchstens modulierte Geräusche oder Summen.

Ein bescheidener, anfangs etwas schüchtern wirkender Cline betritt mit den anderen Musikern den Raum und beginnt eher leicht introvertiert zu spielen. Das Gegenteil von einem Rockstar.

Einige jüngere Zuschauer, die ihn über die Band Wilco kennen, werden nun mit einem Kontrastprogramm zur Rockmusik konfrontiert. Aber die ungewöhnliche Musik der Nels Cline Singers gefällt dem Publikum. In Zeiten von youtube ist jeder gut informiert und es gibt keine großen Überraschungen mehr.

Das erste Stück ist die Verbindung von fünf Stücken, die ohne Pausen ineinander übergehen. Ruhige Passagen steigern sich in schnelle laute von wilden Drums und Percussion getragenen Stücken. Aus einem Stück mit George Benson Gitarre wird ein Noise Act, der wiederum abrupt endet und balladesk weitergeführt wird. Die Stücke sind unvorhersehbar, ihnen fehlt jedes Klischee. Manchmal bearbeitet Nels Cline seine Gitarre mit Holzstücken und anderen Gegenständen.

“I`m trying to expand the expressive capabilities of a guitar…” Überhaupt verwendet die Band und besonders Cyro Babtista jede Menge ungewöhnlicher Gegenstände, vom elektrischen Milchschäumer bis zum Daumenklavier. Trotz der Vielfalt an Gegenständen verkommt ihr Einsatz nicht zum Gimmick oder zum Manierismus. Die Geräusche die von diesen Teilen erzeugt werden, bringen immer eine sinnvolle Klangnuance in den Sound.

Die Band spielt gute zwei Stunden, aufgeteilt in zwei Sets mit einer kleinen Pause. Das erste Set wird von dem Stück “Forge“ eröffnet , das aus dem Album “Initiate“ (2010) stammt, aus dem noch einige weitere Stück gespielt werden, wie “Thurston County“. Der Titel bezieht sich auf Thurston Moore von Sonic Youth, mit dem Cline oft zusammengearbeitet hat.

Im zweiten Set werden vorwiegend neuere Stücke, aus dem Album “Macroscope“, das im letzten Jahr erschienen ist, gespielt.

In der Zugabe spielt Cline einen eher konventionellen Song mit asiatisch angehauchten Klängen. The Nels Cline Singers haben an diesem Abend die Klangmöglichkeiten ihrer Instrumente bis an und auch über ihre Grenzen ausgedehnt. Herausgekommen ist dabei unerhörte und spannende Musik. Und wenn die Jazz Times Nels Klein als “the most dangerous guitar player on the planet“ bezeichnet, steckt in dieser typisch amerikanischen Übertreibung doch ein Stückchen Wahrheit. Diese Musik ist gefährlich für Schubladendenken und festgefahrene musikalische Klischees.

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