The Chet Baker Story
Eine Konzertlesung von und mit Marcus A. Woelfle
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert
But not for me von Gershwin hat Chet Baker 1954 gespielt. In der Dr. Carl Dörken Galerie entstand mit dem klangvollen Einsetzen der Trompete von Andreas Untereiner unmittelbar eine freudig-entspannte Stimmung. Marcus A. Woelfle las im Wechsel mit der Band aus seinem Skript The Chet Baker Story.
- Die Lesung - Marcus A. Woelfle
Marcus A. Woelfle liest als Autor aus seinem Skript. Wie geht er mit dem Thema um? Er trägt einen Sachtext vor, in dem – auch anhand von Anekdoten - das Leben des Musikers beschrieben, teilweise auch interpretiert wird. Es geht um Chet's Jugend und um seine Karriere als Musiker. Besonders wichtig ist dabei dessen Stellung in der Welt des Jazz, in der er als 'ungelernter' Weißer einen schweren Stand hatte. Seine Heroin-Abhängigkeit wird nicht herausgestellt, sondern im Problemzusammenhang interpretiert. Die Umstände des Todes von Baker nehmen viel Raum ein und dienen in gewisser Weise zur Charakterisierung.
Die oft zu findende Sichtweise von Baker als 'gescheiterter Existenz' lehnt Wölfle ab. Er betont dessen Stärken, denn wie kein anderer Musiker habe er bis zum Schluss seine seine musikalischen Leistungen immer weiter gesteigert.
Man hätte hier auch einen literarischen Text wie 'But Beautiful' von Geoff Dyer erwarten können, der Szenen aus dem Leben Bakers darstellt, doch der Autor hat sich für den dokumentarischen Weg entschieden. Er selbst spielt Jazz-Violine, schreibt für Jazz-Fachzeitschriften und moderiert Jazz-Sendungen. Beim Label ZYX Music gab er die „Birthday Celebration“ Serie über Jazzmusiker heraus. Über Charles Mingus, Thelonious Monk und eben auch über Chet Baker hat er Hörbücher verfasst (s. Abb.), die ihn wohl auch zu dieser Lesung geführt haben.
- Die Band
Andreas Untereiner (Trompete, Flügelhorn), Alex Jung (Gitarre) und Johannes Ochsenbauer (Kontrabass) gehören zu dem Chet-Baker-Projekt. Sie kommen aus Bayern und sind professionelle Musiker, die für die Lesung engagiert wurden, deshalb hat die Band hat keinen Namen. Der Trompeter ist kurzfristig eingesprungen, der ursprünglich geplante Gesang fällt deshalb aus. Die Band versucht nicht Chet Baker zu imitieren und das ist gut so. Ihr Stil und Sound entsprechen aber der Zeit Chet Bakers, cooler geht’s kaum. So erinnert mich Andreas Untereiner an Art Farmer, Alex Jung an Jim Hall. Wegen ihres Sounds, aber auch aufgrund brillanter Soli erhält die Band immer wieder viel Beifall.
Beziehungen zwischen den Texten und den Stücken bleiben anfangs unklar, auch weil Titel nicht genannt werden. Nach der Pause werden 'Kultaufnahmen' wie My funny Valentyne und Everything Happens to me im Text thematisiert, so dass der Zusammenhang nachvollziehbar ist.
- Atelier und Stiftung
Anders als beim Konzert von Kinga Gly, das vor einiger Zeit im Werner Richard Saal stattfand, sind wir heute in der Dr. Carl Dörken Galerie. FARBE ALS FARBE heißt der Leitfaden der galerieeigenen Sammlung und im Moment sind Bilder zum Thema SCHWARZ MALEN ausgestellt (s. Fotos). Saal und Galerie gehören zur Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung, die auch mit Stipendien junge Künstler fördert, z. B. mit dem Jazzwettbewerb Jazz@undesigned.
Monika und Rolf Wendland arbeiten seit über 20 Jahren in der Stiftung. Sie kuratieren die Konzerte für den Bereich Jazz, Weltmusik und Lesungen. Weltmusik gibt es in der Stiftung schon seit 2001, Jazz ist vor ca. 15 Jahren dazu gekommen. Der Einzugsbereich ist relativ groß und hat natürlich auch mit dem Programm zu tun. Wenn Stars wie Nils Landgren oder Pat Metheny spielen, ist der Saal sofort ausverkauft und Gäste kommen dann nicht nur aus NRW. Es gibt wohl ein recht nobles Stammpublikum, nach dem Konzert wird Sekt gereicht. Doch dies ist keine Einrichtung für Privilegierte, denn niedrige Eintrittspreise und kostenloser Eintritt für Kinder und Studenten ermöglichen allen den Besuch von Ausstellungen und Konzerten.
Hier stimmte alles: Musik - Lesung - Raum - Konzept! Diese Location ist in NRW leider nicht allzu bekannt. Ein kürzerer griffiger Name für die Konzertreihe würde dazu beitragen, dass sie mehr Beachtung erhält, denn das hat sie wirklich verdient!
Weiter geht's am Samstag, 8. Oktober 19 Uhr mit
Jazz@undesigned Das Konzert im Werner Richard Saal
Programmübersicht als pdf hier