Tatort Jazz
Matthias Bergmann Flügelhorn
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert
Am 5. Oktober war Matthias Bergmann zum Tatort Jazz im Bochumer Bahnhof Langendreer eingeladen. Auch diesmal waren fast alle Plätze belegt, doch das ist nicht selbstverständlich, erfahren wir von Milli Häuser, denn bei anderen Veranstaltern sind Konzerte im Moment nur spärlich besucht oder fallen ganz aus.
Matthias Bergmann ist eine bekannte Jazz Größe und braucht nicht vorgestellt zu werden. Schon als junger Mann hat er vor gut 20 Jahren in Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass zusammen mit Till Brönner und Ack van Rooyen gespielt. Eines seiner Vorbilder ist Kenny Wheeler, doch da gibt’s viele und Matthias hat schon lange seinen eigenen Sound gefunden, der diesmal überwiegend durch das Flügelhorn geprägt ist.
- 'Think Before You Talk'
Mit dem ersten Takt steht die Band wie eine eins, obwohl sie erst am Nachmittag zusammengekommen ist. Wo andere sich erstmal zueinander finden müssen, legt die Hausband mit Matthias Dymke (Piano), Alex Morsey (Bass) und Uwe Kellerhoff (drums) gleich los und auch Matthias Bergmann spielt, als ob er schon immer dazugehört hätte.
Mit 'Think Before You Talk' ist das Konzert überschrieben. Dieser Ratschlag ist im Moment besonders angesagt, bezieht sich aber hier auf ein Stück von Matthias' letzter CD Pretend It’s A City. Leise, langsam und melancholisch stellt Matthias auf dem Flügelhorn die Melodie vor, manchmal klingt es schon fast feierlich. Alex Morsey imitiert mit hohen gestrichenen Tönen ein Miauen, dann dreht er den Bogen um und erzeugt beim 'tapping' ein Muster kurz angeschlagener Töne. Ein Solo folgt auf das andere, das Publikum ist gebannt und wagt manchmal kaum nach einem Solo zu applaudieren.
Matthias Dymke ist diesmal besonders gefragt, denn die Instrumente des LineUp des Albums Pretend It’s A City entsprechen nicht denen der Tatort Jazz Hausband . Den ursprünglichen Part von Hanno Busch auf der Gitarre übernimmt nun Matthias am Piano. Dazu muss das Arrangement gar nicht groß geändert werden, denn die Musik wurde ursprünglich auf dem Piano komponiert. Zudem ist es für Matthias ein leichtes, sein eigenes Ding daraus zu machen und souverän darüber zu improvisieren.
Think Before You Talk hat Matthias Bergmann – wie die meisten anderen Stücke – selbst komponiert. Er hat sich dabei von der gleichnamigen Doku-Serie von Martin Scorsese inspirieren lassen, die von der jüdischen Autorin Fran Lebowitz in New York handelt. Dabei geht es wohl vor allem um die Atmosphäre, die er mit dem im Vergleich zur Trompete dunklen Spiel des Flügelhorns sehr melodiös kreiert. Diese Atmosphäre baut sich im Verlauf des ersten Sets mit Stücken wie Ocean und Leaving auf und wird mit Roy Allen und einem rockigen Drumsolo von Uwe Kellerhoff vor der Pause abgeschlossen.
- München - Zabrinskie - Herr Nilsson
Nach der Pause klingt die Band anders. Rich Kids München, auch ein Stück der letzten CD, bringt mehr Bewegung ins Spiel, hört sich aber hier ganz anders als in der Original-Version. Da Uwe bekannter Reggae-Spezialist ist, hat die Band vorher vereinbart das Stück als Reggae zu spielen. Das ergibt nun einen sehr viel lebendigeren Sound, der die Zuschauer begeistert.
Bei Zabriskie Life (CD All The Light) überrascht Uwe auf der Udu Drum mit einem interessanten Intro. Zabriskie Point ist ja ein 'lost place' im Death Valley und so kommt es nach einer optimistisch klingenden Phase zu einer eher düsteren Passage, die dann mit einem langsamen Trompetenspiel ausklingt. Dem letzten Stück Herr Nilsson liegt der Name eines Düsseldorfer Kulturzentrums zugrunde, da scheint wohl allerhand los zu sein. Recht 'poppig' klingt das Stück, rollende drums und noch einmal eine Fülle an Soli, die einen großen Teil dieses Konzerts ausgemacht haben.
Perfekte Performance auf hohem Niveau! Nach der Zugabe liegen sich die Musiker im Arm, zum ersten Mal seit Corona.
Weiter geht’s beim Tatort am 23.11. im KunstMuseum Bochum Gastsolist ist diesmal Martin Feske an der Gitarre
